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evangelische Kirche Rheinfeld, Kreis Karthaus, Provinz Westpreußen

mit Czapielken und Sulmin
Ortsbeschreibung : Rheinfeld

 
 Kirchenbücher
Taufen
Heiraten
Tote
Bemerkung
LDS
1681 - 1899
1681 - 1941
1681 - 1899
teilweise in Deutschland gesperrt
EZA
1744 - 1899
1744 - 1941
1741 - 1899
 
LDS = Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Salt Lake City, Utah, USA
EZA = Evangelisches Zentralarchiv, Berlin

Für die Jahre 1681 - 1781 ist auch ein gedrucktes Register (Taufen, Trauungen, Tote) von J. Dietrich Wörmke erstellt worden.



Gründung : 1610


Bemerkung : Eine Chronik der Kirche ist mit dem Titel "Chronik der evangelischen Kirche zu Rheinfeld" von D. Dr. Paul Lau im Jahre 1932 herausgegeben worden.

Quelle : Wilhelm Brauer (1978)

Rheinfeld

Zu den großen praktischen Leistungen des Superintendenten und Pfarrers Dr. Dr. Paul Lau gehört auch seine 1932 im Druck erschienene „Chronik der evangelischen Kirche zu Rheinfeld Kreis Karthaus“, deren Gemeinde Paul Lau, von vielen seiner Kirchspielangehörigen geliebt und hochverehrt, rund vier Jahrzehnte hindurch in vorbildlicher Weise seelsorgerisch betreut hat. Wie sein Kirchenkreis so ist auch seine Gemeinde eine der wenigen westpreußischen Kirchengemeinden, die sich einer solchen Chronik rühmen darf. Ihres Verfassers sei daher an dieser Stelle mit großer Dankbarkeit gedacht. Der nun folgende geschichtliche Überblick dieser ältesten evangelischen Kirchengemeinde des Kreises ist der oben erwähnten Chronik des Kirchenkreises Karthaus von Seite 67-72 entnommen:

Von Danzig kam die Reformation nach Rheinfeld. - Fankidejski sagt: „1540 stand die Kirche in Rheinfeld noch fest zum katholischen Glauben. Der eifrige Kanoniker Domherr Lorenz Niederhof, überführte sogar aus der ,Jerusalemer Kapelle‘ der Marienkirche in Danzig alle frommen Fundationen (Schenkungen) in die Kirche nach Rheinfeld, um sie dadurch länger vor dem Übergang In lutherische Hände zu bewahren.
- Erst im Jahre 1561 drohte Unheil. - Als nämlich König Sigismund von Polen (1548 bis 1572), aus großer Not, bei reichen lutherischen Danzigern Schulden machen mußte, verpfändete er ihnen die zunächst gelegenen Klostergüter, unter denen sich auch Zuckau befand.“ (Siehe auch Simson, Geschichte der Stadt Danzig, Bd. II, S. 215.) – „Jetzt regierten in Zuckau die neuen ungeladenen Vorsteher: Paul Bahl und Hadrian Rosenberg. Und auf Drängen des damaligen Gutsbesitzers von Rheinfeld, Heinrich Niederhof, der ein verbissener Lutheraner war, nahmen sie aus eigener Macht die Kirche in Rheinfeld aus der Zugehörigkeit zu Zuckau heraus und stellten bei ihr als Prediger an, wen sie wollten.“ - Ob das gerade im Jahre 1561 oder 1565 erfolgte, wie bisweilen angegeben wird, konnte ich bisher einwandfrei nicht feststellen. Aber um diese Zeit herum wird der Übertritt der Gemeinde Rheinfeld zum Protestantismus erfolgt sein. - Und wer sich bemüht, diese Dinge mit einigermaßen geschichtlich geschultem Blick und ohne konfessionelle oder nationale Voreingenommenheit zu beurteilen, der wird zugeben, daß der Protestantismus damals in der Luft lag; - seine Zeit war gekommen. - Auch der Protestantismus ist nicht „das Christentum“ oder „die Religion“, ebensowenig wie der Katholizismus es ist, aber für das sogenannte dogmatische Christentum war die Reformation ein notwendiger Akt der Selbstbestimmung, vielleicht der Scheidung der Geister. Ohne das eine oder das andere hier bevorzugen oder verachten zu wollen, muß man anerkennen, daß es Menschen gibt, die nur „protestantisch“ zu denken fähig sind, - und andere, die nur „katholisch“ zu denken imstande sind. Für das Leben und den Wert des Lebens entscheidend aber ist „der Glaube“, der in Liebe tätig ist; - ja ich füge auch, als Christ und als Mensch, noch hinzu: der auch dem, der sein Feind zu sein glaubt oder es ist, noch Gerechtigkeit und Verständnis und Barmherzigkeit entgegen zu bringen, als seine Pflicht empfindet. - Unser landläufiges Christentum ist in vielen Beziehungen noch wurzelechtes Heidentum, - daran ändert die Verbrämung durch den christlichen oder kirchlichen „Kultus“ gar nichts. - Und „Fanatismus“, gleichviel auf welchem Gebiet des Lebens, ist immer etwas, das unterhalb des wirklich „Menschlichen“ liegt, - und darum immer „würdelos“.

Für den, der sich für urkundliche Belege zu dem Urteil, daß der Protestantismus oder die Reformation damals „in der Luft lagen“, interessiert, verweise ich auf:
„Kujot, Visitationes Archidiaconatus Pomeranien“ S. 215, - also eine katholische Quelle, - worin die Berichte über die Ergebnisse der Visitationen unter dem Bischof Rozra¿ewski, vom Jahre 1581 f. f. zusammengestellt sind. Hier wird von dem ungeheuren Wirrwarr erzählt, der auch die Klöster und Kirchen und Pfarrhäuser heimgesucht hatte. - Und der Prior des Klosters zu Oliva, Philipp Adler, schreibt in seinen Annalen vom Jahre 1584: „Die Mönchszucht stürzt vollständig zusammen; auch die heilige Messe wird schon nicht mehr gelesen.“ (Vgl. F. Lorentz, Geschichte der Kaschuben, Berlin 1926, S. 93.)

Daß sich die alte Kirche gegen diesen Umsturz zu wehren versuchte, kann man von ihrem Standpunkt aus verstehen, wenn dabei auch nie rein-religiöse, sondern vielmehr oft sehr „weltliche“ Dinge mitsprachen. Und die Reformation hat auch trotz Tridentinum und Gegenreformation „die alte, katholische Kirche“ bis in ihre Fundamente hinein aufs tiefste umgestaltet.

Fankidejski schreibt dann, (a. a. 0.) weiter: „Im Jahre 1583 kam nach Rheinfeld der pommerische Official (Generalvikar) Nicolaus Mylonius, um die Kirche den Lutherischen abzunehmen und neu einzuweihen. - Der damalige Patron und Besitzer von Rheinfeld Heinrich Niederhof, ging gerade auf dem Felde umher und wollte die Visitation nicht zulassen. Als der Official nun um die Schlüssel bat, ließ er ihm sagen: die Kirche ist offen, er könne sie besehen gehen“. - Im nächsten Jahre 1584 ist Nicolaus Mylonius wieder zur Visitation nach Rheinfeld gekommen. Die Kirche wurde ihm auch dieses Mal geöffnet. Sie war ganz aus Steinen erbaut; aber entheiligt durch den Kult der Abtrünnigen. Ein Ciborium (Gefäß zur Aufnahme der Hostie) war nicht vorhanden; - im Taufbecken war Wasser schon seit Wochen. Pfarrer war an diesem Orte der abtrünnig gewordene ehemalige Pfarrer von Swarsau, - der um seines ihn anklagenden Gewissens willen es vermied, vor mich hinzutreten. Zur Zeit des Danziger Krieges war die Kirche beraubt und beschädigt; - sie war jetzt dem St. Michael geweiht. Das Patronat hatte Herr Niederhoff.“ In der Visitations-Urkunde (vgl. Kujot, Visitationes. KgI. Staatsarchiv zu Danzig, Op. 49, S. 215 ff.) ist hier noch ein Inventarverzeichnis aufgestellt, aus dem hervorgeht, daß die Kirche einen silbernen, vergoldeten Kelch nebst silberner Oblatenschale besaß, Meßgewänder aus rotem Damast pp., ein silbernes Kreuz, eine Glocke, drei Kronleuchter, ein Bild des Gekreuzigten, zwei Altardecken und zwei Handtücher, deren sich die Lutheraner bei der Austeilung des Brotes beim Abendmahl zu bedienen pflegen. - Der Pfarrer hat 4 Hufen Acker. Das Pfarrhaus wird renoviert. Einige schulden der Kirche 30 Mark; - vorhanden sind 30 Mark. Alle Parochianen sind abtrünnig geworden. Die Türen und Fenster müssen renoviert werden. Im Bericht vom Jahre 1583 wird dann noch gesagt, „daß zu Gott gebetet werden müsse zur Wiedererlangung der entheiligten Kirche, daß der Patron der Kirche zu ermahnen ist, daß er das silberne Kreuz,  das er in seinem Hause aufbewahrt, herausgeben solle, und daran zu arbeiten ist, daß der Patron Niederhoff wieder zur Einsicht komme.“

Eingeweiht konnte die Kirche nicht werden, da das der lutherische Gutsbesitzer nicht zuließ.

Fankidejski schreibt dann weiter, daß sich später viele Katholiken in der Parochie befanden, die dadurch tiefe Beunruhigungen erlitten, daß sie lutherische Andachten besuchen und aus den Händen des „Pastors“ die Sakramente empfangen mußten. Die „Befreiung“ kam erst im Jahre 1668, als viele Katholische aus Rheinfeld und Nestempohl wieder zu Zuckau geschlagen wurden, während „Der Pfarrer“ in Rheinfeld „nur noch mit Erlaubnis“ des „Pfarrers“ In Zuckau die Toten begraben und Taufen und Trauungen seiner wenigen Glaubensgenossen vornehmen durfte.

Es läßt sich nicht unbedingt sicher feststellen, was an diesen Worten „Wahrheit“ und was „Dichtung“ ist; - daß sie aber von tendenziöser Entstellung nicht frei sind, das fühlt man. Übrigens erwähnen die Worte, daß der „Prediger“ in Rheinfeld nur mit Erlaubnis des katholischen „Pfarrers“ in Zuckau amtieren durfte, etwas, das in der Zeit der sogenannten Gegenreformation immer wieder angestrebt worden ist, und zeitweise auch wohl in Geltung war. Der katholischen Kirche war das sogenannte „Parochialrecht“ geblieben oder „verliehen“, das heißt: der gesetzlich anerkannte Anspruch des zuständigen Pfarrers auf den von den Bewohnern seines Kirchspiels zu erhebenden Decem (Kirchensteuer) und das alleinige Recht, kirchliche Amtshandlungen zu vollziehen, - ohne Rücksicht auf die Konfession. - Die Evangelischen wurden also nicht bloß doppelt besteuert, sondern mußten auch in dem Falle, daß ihr Geistlicher die nachgesuchte Amtshandlung vollzog, die Gebühren dafür an den katholischen Pfarrer entrichten. - Ob das bei uns kurze oder längere Zeit in Übung gewesen ist, konnte ich nicht feststellen. - Jedenfalls wird davon seit 1681 in unserem Kirchenbuch nichts erwähnt. - Eine Waffe von nicht weniger großer Bedeutung für die Durchführung der Gegenreformation war auch die „geistliche Gerichtsbarkeit“, die hier vom bischöflichen Official in Danzig ausgeübt wurde, und dadurch so fühlbar wurde, daß zu ihrer Zuständigkeit die Ehesachen gehörten, das heißt sowohl die rechtsgültige Schließung einer Ehe wie deren Lösung.

Auch in der Bezeichnung des katholischen Geistlichen als des „Pfarrers“ und des evangelischen als des „Predigers“ oder „Pastors“ steckt ein kulturgeschichtlich interessantes Moment; auch heut noch ist für manchen katholischen Christen der evangelische Geistliche kein „Pfarrer“, weil er nicht jene Weihe empfangen hat, die allein die katholische Kirche zu geben vermag.

In diesem Zusammenhang wird in den erwähnten Visitationsberichten auch hervorgehoben, daß in derselben Zeit (1583-1584) die Kapelle in Czapielken durch den dortigen Herrn B¹kowski entweiht worden war, der offenbar dort Pfarrer gewesen ist, - denn es heißt weiter: „das Blut seiner Schafe komme über ihn und seine Sünden, wenn er zu einer gesünderen Erkenntnis nicht zurückkehren will.“

In diesem Zusammenhang erwähnen möchte ich noch, daß auch die Nachrichten über die einstige Kapelle In Nestempohl, die schon im Jahre 1686 der Kammerherr Wolski oder von Wolski, als Privatkapelle im Gutshause hatte erbauen lassen“ und die im Jahre 1748 einer neuen, von Alexander Wolski erbauten Kapelle weichen mußte, nicht widerspruchslos sind. Nach den Angaben unseres Kirchenbuches war annähernd ganz Nestempohl evangelisch. Es wohnten schon damals dort die uns noch heute bekannten Familien: Gartmann, Witzky, Kersten, Schaldack und andere. 1699 gehört Nestempohl der Familie Bartsch von Demuth; Verwalter des Gutes ist ein Hauptmann Mauritius Rauschick. Auch die Familie Wolski jedenfalls die ihrer Mitglieder, die nachher- 1783- „Erbherren von Nestempohl“ sind, waren evangelisch. Es ist doch nicht sehr wahrscheinlich, daß diese evangelischer Familien sich eine katholische Kapelle bauen, die sie auch katholisch weihen ließen, um in ihrem Hause an der heiligen Messe teilnehmen zu können. - Diese Kapelle ist gegen das Jahr 1854 eingegangen. Ob es richtig ist, daß der Altar aus dieser Kapelle im Jahre 1854 in die neuangelegte Kapelle der barmherzigen Schwestern in Danzig überführt worden ist, konnte ich nicht feststellen.

Die in dem polnischen Führer durch die Kaschubei gemachte Angabe, daß das alte, ursprüngliche Kirchengebäude in Rheinfeld im Jahre 1577 vernichtet und erst 1600 wieder aufgebaut wurde, steht im Widerspruch zu den Angaben der Visitations-Akten daß die Kirche 1582/83 vorhanden war.

Jedoch haben um 1600 herum umfassende Renovierungs- und Erneuerungsbauten stattgefunden, die jedenfalls zum Teil durch den Übergang der Kirche in evangelische Hände bedingt waren. - 1605 wurden die beiden Kirchenglocken beschafft, - in Danzig gegossen, - von denen die kleinere noch unversehrt vorhanden ist, - die größere mußte zweimal umgegossen werden. - 1611 wurde die Kanzel gebaut, -diese Zahl ist in den linken Seitenpfosten der Kanzeltür eingeschnitzt, - außerdem steht auf einem der halbkreisförmigen Verzierungsschilder des Schalldeckels eingeschnitzt: „1611 habe ich Nicolaus Schmalz den Predigtstuhl verfertigt.“

Ebenso stammen aus dem Jahre 1611 vier Säulen der damals eingebauten Empore. Sie gehen von unten an den Wänden hinauf bis zur Decke, und tragen ein profiliertes Wand-Rähm. Zwei derselben sind als gedrehte Säulen mit Balusteraufsatz, in derber aber sehr wirkungsvoller und sorgfältig ausgeführter Zimmermannskunst, errichtet, -die beiden anderen in gerader Führung emporstrebend mit einfachem Schnitzwerk verschönt. Die Säule am nördlichen Treppenaufgang zur Empore trägt eingeschnitzt auch die Zahl 1611. Von nun an ist die Geschichte unserer Kirche und Gemeinde vorwiegend die Geschichte des Kirchengebäudes, sowie die Geschichte der Patronats-Familien und der Pastoren. - Geschichte ist ja natürlich auch das, was über die gesagt wird, die im Laufe der Zeit, der Jahrhunderte, Mitglieder unserer Kirchengemeinde gewesen sind. Aber das ist im Allgemeinen dürftig, was darüber in unseren Kirchenbüchern steht; das wertvollste ist vielleicht die Tatsache, daß sich diese Familien seit Jahrhunderten hier behauptet haben. Erst die neuste Entwicklung hat diesem Verbundensein-Wollen mit der Heimat für viele Familien ein Ende gebracht.

Darüber wie sich die großen, sogenannten weitgeschichtlichen Ereignisse an unserer Gemeinde und an ihrem Leben ausgewirkt haben, ist in unseren Kirchenbüchern nichts gesagt. Mit keinem Worte ist irgendwo der Reformation gedacht, oder des Dreißigjährigen Krieges, oder der Kriege Friedrichs des Großen, der französischen Revolution, der Freiheitskriege usw.

Und so interessant es wäre, In gerechter geschichtlicher Würdigung einmal wenigstens anzudeuten, wie sich die sogenannten weltgeschichtlichen Ereignisse an unserer Gegend ausgewirkt haben, so schwierig ist es.

Die Pfarrer der evangelischen Kirche in Rheinfeld

Von den ersten evanglischen Pfarrern, die etwa von 1560 ab hier amtiert haben kennen wir bisher keinen.

15ß3 amtierte hier der frühere kath. Pfarrer aus Schwarzau.
Um 1610 Pfarrer Johannes Hellwig oder Helbig.
1635 Pfarrer Elias Herlitz, der später am Lazarett in Danzig Pfarrer ist, in Rheinfeld wurde ihm 1635 ein Sohn Ephraim Herlitz geboren, der 1677-1691 Pfarrer in Stüblau war.

Bis 1681 vielleicht Pfarrer Bienewalt, dessen Tochter die Frau des Pfarrers Georgius Linck ist, der von 1681 bis 1700 hier amtierte.

1700-1728 Adam Buschius.
1728-1741 Johann Christian Wothilenus.
1741-1781 Gottlob Christlieb Wothilenus, des vorigen Sohn.
1781-1793 Peter Zwonkowski.
1793-1800 Karl Albrecht Graeven.
1800-1823 Christian Rhode.
Die bisher genannten Pfarrer sind bis zu ihrem Tode Pfarrer in Rheinfeld geblieben.
1823-1833 Karl Gustav Tennstädt. Geht nach Neufahrwasser.
1833-1839 Karl Louis Neineß. Geht nach Danzig.
1840-1852 Heinrich Jullus Fischer. Geht nach Bordczichow.
1853-1883 Friedrich August Plath. Hier gestorben.
1884-1888 Gustav Adolf Friedrich Martin Plath. Des vorigen Sohn. Lebt noch als Emeritus in Königsberg i. Pr.
1888-1898 Karl Wilhelm Christiani. Zuletzt in Trutenau. 1930 gestorben.
1898 bis heute, das heißt bis zunächst 1938, D. Dr. Paul Lau.
 

Aufzeichnungen aus den Kirchenbüchern und Akten

1730 zu Michael hat der hochedelgeborne Herr Podkommerse pom. Gürgen Albrecht von Jatzkau, unser allergnädigster Herr Patron, den Turm von unserer Kirche reparieren lassen und denselben mit Dielen beschlagen lassen und rot und weiß angefärbt; Eben so auch das Chor zur rechten Hand vorn färben lassen, in demselben Jahre.

Anno 1731, vor Martin 14 Tage, ist die Schule zurecht gebaut worden.
Anno 1731, zwischen dem 24. und 25. Sonntag nach Trinitatis, ist die hiesige Kirche bestohlen worden: ein Paar zinnerne Leuchter, welche Meister Johann Borchgart, damaliger Müller in der Nestempohler Mühle, geschenkt hat, - und 10 Wachslichte, eine zinnerne Kanne, 2 Chortücher, u. a.

Anno 1731, den 23. Sonntag nach Trinitatis hat Meister Johann Borchgart, Müller aus der Nestempohlischen Mühle, ein grauseidenes Tuch geschenkt.

am heiligen Christtag, hat der wohlgeb. Herr Peter Gürgen Gustowske, damaliger Herr Burggraf, eine zinnerne Kanne auf den Altar geschenkt.

Anno 1732, am heiligen Neujahrstage, hat Peter Gur seine Hausfrau ein Paar Blumen auf unseren Altar geschenkt. Auch aus dem Espenkrug die Frau Gass ein gelbselden Tuch auf den Palpit (Lesepult) am heiligen Neujahrstage geschenkt.

Anno 1732, am heiligen Ostertage, hat lhre wohlgeb. Gnaden als unser allergnädigster Herr Patron an unsere Kirche geschenkt 24 Kirchenstühle (Kirchenbänke) mit Leder beschlagen.

Anno 1733 ist die Kirche renoviert und repariert worden, - welche Reparation Hundert und fünfundzwanzig Gulden kostet.

1788, 9 Juli, fordert der Superintendent Richter zu Stolzenberg von dem Pfarrer zu Rheinfeld - Zwonkowski - über die im Kirchspiel vorhandenen Maulbeerbäume Bericht.

1788 wird wiederholt bei der Königl. Pr. Regierung zu Marienwerder die Regulierung (Bestimmung der nach Rheinfeld eingepfarrten Ortschaften) beantragt.

1794 zeigt die Fürstin von Pominski der Regierung zu Marienwerder an, daß die Kirche einer Reparatur dringend bedürfe und daß die Kirchenkasse das nicht leisten könne,

1794 der Pfarrer erhält kein festes Gehalt, sondern nur eine Geldkalende aus Rheinfeld und Nestempohl. Er beantragt ein Fixum von mindestens 100 Thalern.

1797 hat die Regierung zu Marienwerder eine Stolgebührentaxe für Rheinfeld genehmigt.

1788 ff. schreibt der Kircheninspektor (Superintendent) als Anrede an den hiesigen Pfarrer:
„Hochwohl, Ehrwürdiger, Hochgelehrter Herr, Hochzuverehrender Herr Pastor, Wertester Herr Amtsbruder.“ Und unterschreibt:
„Ew. Hochwohlehrwürden ganz ergebenst treuer Freund und Diener.“
1830, den 28. April wird in die Kirche eingebrochen und aus ihr entwendet: 1 Paar zinnerne Altar-Leuchter, 1 dito Taufbecken, 2 Altardecken, diverse Kanzeldecken, 1 Bibel, 9 Sargplatten, diverse Kollektenschalen.

1831, Sonnabend den 9. Juli Ausbruch der Cholera in Rheinfeld. Die Verstorbenen werden auf einem Berge zwischen Rheinfeld und Glintsch begraben, - Anordnung des Landratsamtes. Die Kirche wird polizeilich geschlossen. Küster und Lehrer Wichmann stirbt. Montag den 11. Juli reicht der Pfarrer 34 Rheinfeldern, in der Mitte seines Gartens, das hl. Abendmahl. - Die Rheinfelder Schule wird Lazareth, - es werden 2 Regierungs-Ärzte hierher geschickt. Bis zum 12. Juli sind zehn Personen verstorben. - Am 5. August wird die Sperre aufgehoben; am Sonntag den 7. August Dankgottesdienst, - Predigt über Luc. 19, 41-48. (Vergl. Tagebuch des Pfarrer Tennstädt.)

1834 wird das jetzige Pfarrhaus fertig. - 17,50 m lang, 10,30 m breit.
1858 in der Nacht vom 25. zum 28. Februar, Einbruch In die Kirche und Entwendung von drei Registern Orgel-Prospekt-Pfeifen, sowie 8 weiterer Orgelpfeifen. -Bestialische Zurichtung der Kirche.

1865 den 19. September schenkte die verwitwete Frau Rittergutsbesitzer Johanna Herrmann geb. Guth aus Danzig, vormals auf Adl. Borkau, der Kirche eine silberne Abendmahls-Kanne, die 66 Thaler gekostet hat.
 

Notizen aus der neueren Bau- und Unterhaltungs-Geschichte der Kirche und Gemeinde

1877-79 wird der sogen. neue Friedhof, gegenüber der Schule, angelegt, - 3830 Quadratmeter groß.

1890 werden die Pfarrwirtschafts-Gebäude auf dem Pfarrhof neu gebaut. Ausgeführt von Baugewerksmeister Triebes-Karthaus. Kosten Sa. 6644,58 M.

1897. Umfassende Maler- und Vergolder-Arbeiten am Altar, Kanzel, Taufstein, Orgelprospekt, Kreuzigungsgruppe p. p. ausgeführt von C. Pollikeit-Neustadt. Kosten ca. 1000 M. Die Ausführung dieser Arbeiten macht ihrem Meister, im Gegensatz zu dem, das man heute leistet, noch immer Ehre.

1901 wird der Röhrenbrunnen auf dem Pfarrhof, von Otto Besch, Danzig, angelegt. Kosten 975,50 M. - Auch diese Arbeit hat sich bewährt.

1901. Umdeckung des Pfarrhaus-Daches und Verschalung des Daches. Ausgeführt von A. Borkowski. Kosten 1400,- M.
1906. Blitzableiter-Anlage auf Kirche und Pfarrhaus. Ausgeführt von Firma Lietzau-Danzig. 476,40 M.
1906. Umhängen der beiden Glocken. Befestigung in neuen Jochen p. p. von Schilling-Apolda. 350,- M.
1906/7. Erweiterung des neuen Friedhofs um 5428 Quadratmeter. Kosten 2000,- M.
1907. Bau der neuen pneumatischen Orgel, unter Mitbenutzung des alten Materials und des Orgelsprospekts, 10 klingende Register, 2 Manuale, 1 Pedal, ausgeführt von Orgelbaumeister B. Göbei-Königsberg. 3880,80 M.

1909. Neulegung des Kirchendaches, holländ. Pfannen, und Verstärkung pp. des Dachstuhls, - ausgeführt von Baugewerksmeister Joh. Schultz-Praust. Kosten 4875,88 M.

1911. Elektrische Lichtanlage in Kirche und Pfarrhaus. Ausgeführt von Siemens u. Haiske, Berlin. Kosten 1356,97 M.

1906. Nachtrag: Infolge Sturmschadens mußte im Sommer 1906 das Turmdach ganz erneuert werden, sowohl die innere Dachstuhl-Konstruktion, wie die Dachdeckung. Bei dieser Gelegenheit wurde die sogenannte Turmzwiebel, eingedeckt mit Zinkblech, gegen den Bauvertrag, um mehr als die Hälfte ihres Durchmessers verkleinert. Auch sollte bei dieser Gelegenheit der Turm, der sich seit 1810 so bedenklich nach Westen gesenkt hatte, daß damals das Läuten der Glocken von der Pr. Regierung verboten wurde, wieder gehoben werden, was gleichfalls, leider, unterblieben ist. - Ausgeführt wurden diese Arbeiten von Bauunternehmer A. Borkowski-Warschenau, der sonst ein tüchtiger Mann war, aber diesen Ausführungen nicht gewachsen war. Kosten: 800,- M.

1926. Das Friedhofs-Tor auf dem sogen. neuen Friedhof wird von Grund aus erneuert.
- Entworfen und ausgeführt von Architekt Dr. Alfred Schmidt-Oliva. - Die Kosten wurden durch freiwillige Gaben und freiwillig übernommene Leistungen gedeckt.
 

Czapielken

war zur Deutschordenszeit in unserm Kreisgebiet das einzige Dienstgut, das einen schweren Reiterdienst zu leisten hatte, Im Jahre 1571 war dies Rittergut mit einer Kirche im Besitz des Adligen Wilhelm Jatzkow, dem auch Stangenwalde mit 40, Obersommerkau mit 30 und Niedersommerkau mit 25 Hufen gehörten, von denen jedoch insgesamt 45 Hufen unbesetzt waren. Der Familie Jatzkow gehörte neben einer Reihe von Gütern und Gutsanteilen in der Umgebung auch das 38 Hufen umfassende stattliche Rittergut Bankau bei Löblau. Daher erscheinen Angehörige dieser Familie in den Kirchenvisitationsberichten der Jahre 1583, 1584 und 1596 mit der Herkunftsbezeichnung B¹kowski (Bonkowski, Bankowski), während der frühere Herkunftsname der Familie, nämlich Jatzkow Kr. Lauenburg, in den Hintergrund getreten war.

Bei der Kirchenvisitation von 1583 wird als Erbherr von Czapielken (Ciepielsk) Wilhelm B¹kowski genannt, der mit dem für 1571 genannten Wilhelm Jaczkaw identisch ist. Weiter wird vermerkt, daß die Kirche am Ort aus Holz gebaut sei, gut gedeckt und nach äußerem Anschein keinerlei Instandsetzung bedurfte. Demnach hatte man die Visitatoren nicht in die Kirche hineingelassen. Die Bemerkung „haereticus residet“ könnte das Vorhandensein eines evangelischen Geistlichen bedeuten, wenn sie sich nicht auf den Gutsherrn bezieht (Fontes 1, 43). Ähnliches wird auch an anderer Steile (S. 114) berichtet: „Omnia haeretica. Captanda occasio rem bene gerendi“ (Alle evangelisch. Bei passender Gelegenheit sind die Dinge gut zu ordnen). Auch 1584 hatte man die Visitatoren nicht in die Kapelle eingelassen, weil Herr Wilhelm B¹kowski abwesend war, „qui haereticus haeretica omnia peragi curat“ (S. 218), d. h. der ein Andersgläubiger war und seinen Glauben überall einzuführen trachtete. Seite 259 des gedruckten Visitationsberichtes heißt es zur „Capelle im adligen Dorfe CziepieIsk: Diese Kirche wurde durch ihren Patron Herrn B¹kowski entweiht. Das Blut der Schafe komme über ihn und seine Sünden, wenn er zu einer gesünderen Erkenntnis nicht zurückkehren will.“

Im Jahre 1598 wird „Cziepielsk, nobillum“ im „Catalogus ecclesiarum recuperandarum“ (S. 536) aufgeführt. Demnach ist die Kirche in Czapielken zumindest solange evangelisch geblieben, als das Rittergut Czapielken im Besitz der Familie Jatzkow gewesen ist.

Nach jahrelangem Grenzstreit zwischen dem oben genannten Wilhelm Jatzkow und dem Nachbargut Lappin, das zum St.-Elisabeth-Hospital in Danzig gehörte, taucht 1815 als neuer Besitzer des Güterkomplexes Czapielken ein Christoph von Barsowitz auf, der diese Güter 1617 an das Jesuitenkolleglum In Altschottland bei Danzig verkaufte.
Dieses ließ seine Neuerwerbung durch einen als Ökonom hier tätigen Ordensbruder verwalten, der in verhältnismäßig kurzer Zeit auf dem waldreichen Gelände eine Reihe von Neusiedlungen anlegte, die im Jahre 1817 meist überwiegend evangelisch waren. In diesem Jahr hatten nur Czapielken (79 ev., 167 kath.), Stangenwalde (24 : 65), Obersommerkau (45 : 46) und Altstangenwalde (Neukrug) (8 :17) katholische Bevölkerungsmehrheiten. In der kleinen, angeblich seit langem vorhandenen Kirche von Czapielken wurde nun sonn- und feiertags die Messe gelesen; dazu hatte man im Verwaltungsgebäude eine Hauskapelle eingerichtet, die 1772 der ehemalige Ordensbruder Josef Brzeski betreute. Außerdem unterhielt das Jesuitenkollegium in Czapielken ein Missionshaus für die Kaschubei.

Die alte Kirche, nun St. Nikolaus gewidmet, war dem Kirchspiel Prangenau als Filialkirche zugewiesen. Sie hat durch einen Umbau von 1847 ihr späteres Aussehen erhalten, von ferne einer Feldscheune gleichend, sich aber doch gut in das Bild der freundlichen Landschaft einfügend (nach Wothe S. 104). 
 

Sulmin

Im Jahre 1901 kaufte die Preußische Ansiedlungskommission für Posen und Westpreußen von dem Fabrikbesitzer Hartmann in Langfuhr die Güter Sulmin, Ottomin, Hochkelpin, Smengorschin und Nestempohl mit rund 12 000 preußischen Morgen für etwa 1,2 Millionen Mark zu Ansiedlungszwecken auf. Diese Ortschaften hatte Hartmann kurz zuvor erworben, weit sich die Meinung gebildet hatte, die Danziger Garnison brauche zur Anlage eines größeren Truppenübungsplatzes Gelände. Da diese Erwartung nicht in Erfüllung ging, bot Hartmann die genannten Liegenschaften der Ansiedlungskommission an. Diese besetzte die Ländereien allmählich mit evangelischen Siedlern, von denen die meisten deutsche Rückwanderer aus Rußland waren, wo einige dieser Familien hundert und mehr Jahre gelebt hatten, unter dem Druck veränderter Verhältnisse nun aber im alten Vaterland Zuflucht suchten. Andere waren aus Brandenburg, Pommern, Schlesien, Westfalen und Thüringen gekommen. Dabei wurden in den erwähnten Ortschaften insgesamt 95 Siedlerstellen geschaffen: in Sulmin 21, Ottomin 11, in Smengorschin und Hochkelpin 23, in Nestempohl 40.

Kaum waren die Rückwanderer in ihrer neuen Heimat angekommen, da wurden sie auch schon Gegenstand religiös-sektiererischer Bestrebungen. Dazu heißt es in der nur wenige Seiten umfassenden Sulminer Kirchenchronik: „Weil die kirchliche Versorgung der neuen Siedlungsgemeinde schwierig war, setzte eine sehr eifrige alt-lutherische Propaganda durch den altlutherischen Pastor Wichmann aus Danzig ein, die eine große Verwirrung anzurichten drohte. Pastor W. wußte, wie man den Rückwanderern beikommen konnte und erklärte die bestehende evangelische Landeskirche in Bausch und Bogen für unlutherisch und unchristlich. Da erschien es geboten, für die neue Ansiedlergemeinde eine eigene seelsorgerische Kraft zu bestellen. Als erster Vikar wurde der Pfarramtskandidat Schieferdecker aus Elbing durch das Evangelische Konsistorium der Provinz Westpreußen am 16. April 1905 berufen. Derselbe hielt die Gottesdienste zunächst in den Schulen von Nestempohl (erbaut 1904) und Sulmin (erbaut 1905) und in einem von der fiskalischen Gutsverwaltung zur Verfügung gestellten Raume in Hoch-Kelpin ab, mit Unterstützung seitens der Lehrer in Nestempohl und Sulmin. Die benutzten Räume erwiesen sich bald als unzureichend, und es wurde beschlossen, der Gemeinde ein eigenes Gotteshaus zu bauen.

Die feierliche Grundsteinlegung der vom Bauunternehmer Koschnitzke in Löblau errichteten Kirche fand am 29. Juni 1905 statt. Genau ein Jahr später konnte das neue Gotteshaus durch Generalsuperintendent D. Döblin eingeweiht und der Gemeinde übergeben werden.

Bei herrlichem Wetter setzte sich der Festzug der Gemeinde vom alten Gutshaus Sulmin in Bewegung zur Schule, wo Hilfsprediger Schieferdecker, der inzwischen nach Elbing berufen worden war, einen kurzen Abschiedsgottesdienst hielt. Dann ging es zur neuen, geschmückten Kirche, wo Prediger Wösner als Nachfolger von Schieferdecker im Namen Gottes die neue Kirche öffnete und nach dem Einzug der Gemeinde die erste Predigt hielt, umrahmt von Chorgesängen der Lehrer aus der Umgebung.

Im folgenden Jahr, am 15. August 1907, wurde Sulmin zu einer selbständigen Kirchengemeinde erhoben, die in ihrer Verwaltung zunächst noch der Kirchengemeinde Löblau angesiedelt war. Organist wurde Lehrer Reykowski in Sulmin, der zuvor Lehrer in Czapielken gewesen war und später nach Eisleben zog. Kirchendiener wurde der Schuhmacher Marschall aus Sulmin. Am 13. Februar 1908 erhielt die neue Kirchengemeinde eine Landdotation von rund 16 Hektar; gleichzeitig wurden ihr der Kirchplatz mit der neuen Kirche und ihren Einrichtungen sowie Begräbnisplätze in Sulmin, Nestempohl und Hochkelpin feierlich überwiesen.

Als Pfarrwohnung wurde zunächst das Gutshaus in Sulmin mit schönem Garten und Park, der eine ereignisreiche Vergangenheit hat, unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Dazu berichtet die in jenen Tagen angelegte Kirchenchronik: „Nachdem die Gemeinde so reich ausgestattet worden war, hätte man annehmen müssen, daß sie sich in besonderer Einmütigkeit an ihrem schönen Eigentum erfreuen und fest zu ihrem Bekenntnis stehen würde, aber weit gefehlt. Der unausgesetzten Propaganda des alt-lutherischen Pastors Wichmann aus Danzig, von der schon auf der ersten Seite die Rede war, gelang es, 15 Familien russischer Rückwanderer zum Austritt aus der Landeskirche zu bewegen. Er ließ in Nestempohl eine kleine Kapelle bauen, in welcher sich die Ausgetretenen zu ihren Gottesdiensten versammelten. Das schmerzlichste in dieser traurigen Angelegenheit ist jedoch der Umstand, daß man uns für Ungläubige ansieht, statt in dieser ernsten Zeit einmütig zusammenzustehen und das Erbe der Reformation zu wahren.“
Die Kapelle kam 1933 durch Kauf in den Besitz der neubegründeten katholischen Pfarrgemeinde Nestempohl; sämtliche Mitglieder der altlutherischen Gemeinde hatten Nestempohl verlassen und sich zum größten Teil in Hochkelpin niedergelassen, wo sie sich wieder eine kleine, schmucke Kapelle gebaut haben.

Zum 31. Dezember 1907 verließ Hilfsprediger Ludwig Heinrich Woesner die Gemeinde Sulmin, um die er sich durch sein frisches und energisches Wesen und unermüdlichen Fleiß große Verdienste erworben hatte; er wurde Seminarlehrer und ist im Ersten Weltkriege gefallen. Ihm folgte 1908-1911 Hilfsprediger Arthur Klein, ein entschiedener Gemeinschaftsmann und Blaukreuzler. Nach seinem Weggang lag die Verwaltung der Gemeinde zunächst in Händen der Pfarrer von Löblau, bis Sulmin nach der Grenzziehung von 1920 als selbständige Filialgemeinde Rheinfeld angegliedert wurde. Durch die auch hier 1918 einsetzende große Abwanderung der Evangelischen aus den zu Polen geschlagenen Teilen Westpreußens war die Kirchengemeinde Sulmin von einst 570 auf 70 Seelen bis 1938 zurückgefallen.

Kirchenbücher wurden in Sulmin ab 1907 geführt. Diese befanden sich 1938 in Löblau. Ab 1920 wurden Taufen, Trauungen, Beerdigungen und anderes in Rheinfeld beurkundet.


Quelle : Willy Heidn (1965)

1381 wird ein Pfarrer Johann als Zeuge bei der Verleihung der Mühle Chmelau erwähnt. Nachdem 1561 die Rheinfelder Kirche aus der Zugehörigkeit zur Kirche herausgenommen worden war, wurden hier seit ungefähr 1565 nur lutherische Prediger angestellt. So erfahren wir aus dem Visitationsbericht von 1583, dass hier ein abtrünniger katholischer Pfarrer aus Schwarzau tätig war. Während der Besitzer Niederhoff noch 1583 dem pommerschen Offizial Nikolaus Milonius, wenn auch wiederwillig, das Betreten des Gotteshauses gestattete, wurde er 1584 daran gehindert, sich der Kirche zu widmen; den abtrünnigen Pfarrer bekam er nicht zu sehen. Um 1610/11 amtierte in Rheinfeld ein Pfarrer Johannes Heiwig oder Helbig, um 1635 Pfarrer Elias Herlitz. Vor oder bis 1681 war hier ein Pfarrer Bienewalt tätig. Sein Nachfolger Georg Link (1681-1700) hat ins Kirchenbuch eingetragen: „Am 30. Juli 1690 verstarb Frau Regine Bienewalt geb. Zielke, des seligen Friedrich Bienewalt gewesene Hausfrau, meine Frau Schwiegermutter“. Kirchenvorsteher während der Zeit des Pfarrers Linke waren der Schulze Ephraim Eggert und der Bauer Simon Morsan.- 1700-1728 Pfarrer Adam Buschius, dann 1728-1741 Johann Christoph Wothilenus, der vorher Pfarrer in Flatow war; wegen konfessioneller Konflikte musste er nach Danzig entfliehen und wurde durch den Herrn v. Jatzkau nach Rheinfeld berufen. Eine seiner Töchter heiratete 1744 den Arrendator von Krissau Joachim Dering Priebe, den Sohn des gleichnamigen Rheinfelder „Burggrafen“. Dem Pfarrer folgte sein Sohn Gottlob Christlieb Wothilenus(1741-81), von dem Baron v.d.Goltz berufen. Als Wothilenus 1781 starb, hat der damalige Besitzer von Rheinfeld, Major v. Mitchel, eigenhändig den Tod des Pfarrers ins Kirchenbuch eingetragen. 1781-93 folgte Pfarrer Peter Zwonkowski, der vorher in Krakau gewesen war; 1793-1800 Carl Albrecht Graeven, 1800-1823 Christian Rhode, dessen zweite Frau die in dem benachbarten Gut Lappin „domicilierende Jungfrau Charlotte Wilhelmine Lentz“ war.- Der nachfolgende Pfarrer Karl Gustav Tennstädt (1823-33) hatte mit der Gutsherrschaft Kleist einen Kampf auszufechten, damit das Pfarrhaus wohnlich gestaltet wurde.
1831 starben in Rheinfeld 12 Menschen an der Cholera.- Von 1833-39 war Pfarrer Karl Louis Heinrich Neiness. Kirchenvorsteher waren damals der Hofbesitzer Plath aus Rheinfeld und der Mühlenbesitzer Jede aus Nestempohl. 1844-52 folgte Pfarrer Heinrich Julius Fischer, 1853-83 Friedrich August Plath, als Sohn eines Hofbesitzers in Nestempohl 1819 geboren. Der Vater verlegte seinen Wohnsitz später nach Rheinfeld. Plath blieb bis zu seinem Tode in Rheinfeld. Nachfolger wurde sein Sohn Gustav Adolf Friedrich Martin Plath (1884-88), der dann nach Karthaus ging, wo er 1891 Superintendent (der erste in Karthaus) wurde. 1888-1898 Pfarrer Karl Wilhelm Christian und 1898-ca. 1938 D. Dr. Paul Lau, der 1920 Superintendent des Kirchenkreises Karthaus-Kartuzy wurde und der die „Chronik der evangelischen Kirche zu Rheinfeld, Kr. Karthaus“ geschrieben hat, der die meisten Angaben über geschichtliche Entwicklung, Kirchen- und Schulwesen Rheinfelds in dieser Schrift entnommen sind. Nach Lau haben dann noch die Pastoren Walther und Russak (bis 1945) amtiert.

Zum Schluss seien hier noch die bekannten Küster und Totengräber der evangelischen Kirche aufgeführt,. Peter Woch um 1750, Erdmann Durau bis 1785, Peter Gollnau bis 1807, Johann Gottlieb Durau 1808-16, Christian Woch 1817-34, Michael Woch (Vater) 1834-84, Michael Woch (Sohn) 1884-1914, Karl Plotzke 1914-22, 1922-31 Martin Kaminske, Hermann Stender ab 1931.
 

Wann die Kirche in Czapielken gegründet wurde, steht nicht fest. 1847 wurde die dem heiligen Nikolaus geweihte Kirche neu errichtet. 1570 galt Czapielken als eigenes Kirchspiel, zu dem Czapielken, Wippich, Stangenwalde und Ober- und Nieder-Sommerkau gehörten. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts ist Czapielken dem Kirchspiel Prangenau zugeteilt, bei dem es bisher verblieben ist. Die Reformation muss hier schon früh Anhänger gefunden haben; denn in den Visitationsberichten von 1583 und 1564 ist davon die Rede, dass die Kapelle in Czapielken durch den dortigen Pfarrer, den Häretiker Wilhelm B¹kowski, entweiht worden sei. Es dürfte sich hier doch wohl um einen Anhänger des Luthertums handeln. Wie die Angelegenheit ausgelaufen ist, geht aus den Berichten nicht hervor. Jedenfalls blieb das Gotteshaus der katholischen Kirche erhalten. Die Evangelischen gehörten zur Kirche nach Rheinfeld. In den Kirchenbüchern in Rheinfeld ist vermerkt, dass im 1. Weltkrieg 2 evangelische Personen aus Czapielken (Schneider und Bach) gefallen sind und ein Wenzel vermisst ist.


Quelle : Neumeyer

Im Jahre 1890 hatte Rheinfeld 1 Geistlichen und 2.600 Seelen, 32 Orte waren eingepfarrt.

Im Jahre 1937 hatte Rheinfeld 1 Geistlichen und 350 Seelen, 16 Orte waren eingepfarrt.



Gemeinden : 1905 gehörten folgende Gemeinden mit ihren Wohnplätzen zum Kirchspiel: 
Babenthal, Forstgutsbezirk | Borkau | Czapielken, Königlich | Groß Czapielken, Adlig | Groß Mischau | Krissau | Lappin | Mahlkau | Marschau | Nestempohl | Neu Glintsch | Ober Sommerkau | Ottomin | Pempau | Rheinfeld | Stangenwalde | Stangenwalde, Forstgutsbezirk | Tockar | Zuckau


Personendaten :