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Fritz
Schulz :
Karwenbruch: (1599), Kreis Putzig, 1871 (Quelle 2): Landgemeinde und
Bauerndorf mit 531 Einwohner, Amtsbezirk Karwenbruch, Kirchspiel Krockow
(kath. Strellin).
Am 28. Oktober 1599 stellt Jacob Weiher, des Königs von Polen und Schweden
bestellter Rittmeister und Hauptmann zu Putzig und Sobbowitz eine Urkunde
aus, in welcher das bisher ungenutzte Karwenbruch vermessen wurde und die
Fläche 55 Huben 20 Morgen betrug. Weiher siedelte dort die ersten Kolonisten
an (1599), sechs Familienväter, die aus Friesland ausgewandert waren und
alle der lutherischen Konfession angehörten: Dauw Heddiß, Gert Arndes,
Clement Krüger, Jochem Friesen, Thomas Eggets und Peter Dirksen. Er stellte
ihnen u.a. folgende Privilegien in Aussicht: 6 Jahre frei von Zins und
Dienst ; jeder erhält 2 Hufen frei auf 60 Jahre und freies Bauholz, eigene
Verkaufs- und Vererbungsrechte von Land, Bierbraurechte, eigene Gerichtsbarkeit.
Das Karwenbruch war für die Ersten jedoch nur Durchgangsstation. Vier von
den ersten Ansiedler nämlich Heddes, Krüger, Arendt und Dirksen ließen
sich um dieselbe Zeit eine gleiche Verschreibung über 3 Hufen 28 Morgen
am Gora-See bei Kniewen ausstellen. So verschwinden denn auch von den ersten
6 Holländern alle bis auf einen David Heddes wieder und es finden sich
1601 außerdem an deren Stelle die Familienväter: Mathias Giessen, Daniel
Neufeld, Hans Westerweg, Salmon Bardin, Arent Conwents und Caspar Wiebius.
Später kamen noch weitere Siedler hinzu wie Georg Herzfeld, Martin Hannemann.
Der Schulze M. Giessen begann 1601 mit der Nachbarschaft (deren Glieder
sich Mitnachbarn nannten) mit dem Bau einer ersten Schule, die aber erst
unter des Schulzen D. Neufeld 1604 vollendet wurde. Eine protestantische
Kirche gab es nicht und die protestantischen Brüder von Karwenbruch mussten
sich in die katholische Pfarrei Schwarzau einpfarren lassen und jährlich
einen nicht unbedeutenden Pfarrdecem für die Tauf- und Trauhandlungen an
die dort katholischen Geistlichen entrichten. Ihre Toden begruben sie auf
eigenem Beerdigungsplatz. Das heilige Sakrament des Altars mussten sie
in weiter Ferne suchen z. B. in Bohlschau bei Neustadt und in Gnewin, Kreis
Lauenburg. Erst als 1608 die katholische Kapelle in Krockow in eine evangelische
umgewandelt wurde, konnten sie dort ihren religiösen Bedürfnisse Genüge
leisten. Da in der Kapelle von Krockow aber nur reformierte Gottesdienste
abgehalten wurden, konnten die lutherischen Karwenbrücher den damaligen
Pfarrer auf Bitten überreden, dass er den lutherischen Pfarrer zu Gnewin
gestattete an jedem 4. Sonntage im Monat und an jedem 2. Feiertage hier
zu predigen und die erforderlichen geistlichen Amtsverrichtungen zu vollziehen.
- Weitere chronologische Daten: am 27.03.1624 wird auf Antrag des staatl.
Anklägers Georg Brant ein Bewohner von Karwenbruch Peter Gertsen alias
Piper wegen einer Entleibung im Putziger Stadtgericht verhaftet; die beiden
Karwenbrucher Kornelius Conwent (Schulze) und Tiks Labes bürgen für ihn.
Am 20.02.1660 stellt die Stadt Danzig ein neues Privileg aus. Darin steht,
dass die Karwenbrucher bisher für 48 Hufen den vollkommenen Zins von 40
Groschen für den Morgen und für die sog. 5 schorfigen Hufen insgesamt den
moderierten Zins von 10 Floren hätten zahlen müssen, dass aber die Letzteren
unbrauchbar wären (Torfland) und von den 48 Hufen auch mehrere durch die
See überspült seien und mit Sand bedeckt. Die Einwohner seien deshalb verarmt.
Deshalb überließen die Danziger den Zeitpächtern die Pachtung für die Zeit
von 1659-1719 für einen moderierten Preis. König Johann gestattete ihnen
Lagerholz zu sammeln. Als Vertreter der Dorfschaft sind unterzeichnet der
Schulze Carsten Hoge und die beiden Ratsmänner Jakob Beyer und Hans Kröge.
1719, nach Ablauf des 60 jährigen Mietkontraktes wenden sich die damaligen
Vertreter der Ortschaft, der Schulze Hans Volkner, die Ratsmänner Martin
Herrmann und Joachim Förschbotter sowie der Mitnachbar Jakob Pekran an
den damaligen Starosten Peter Grafen v. Prebendow mit der Bitte um abermalige
Verlängerung auf 60 Jahre, d.h. bis 1779. Am 18.10.1719 erfolgte das Privileg,
die königliche Bestätigung am 13.12.1720. Am 6.07.1746 erhalten die Karwenbrucher,
außer der Warschkauer Mühle auch andere Mühlen zu benutzen. Den 14.10.1756
gab es einen Streit eines Dammes nach der Krockow‘schen Seite. Als Zeugen
werden genannt: Joh. Volkener, Georg Ehlwart und Martin Reinke. Im Kontributionskataster
wird aufgeführt, dass die Ortschaft 36 Hufen groß war und 37 Besitzer hatte,
einen Schmied und 4 Käthner, größtenteils lutherischer Konfession. Der
Kontrakt ginge 1779 zu Ende. Holz hätten sie nicht, obwohl sie es aus Amtsheiden
erhalten sollten; etwas Torf gewännen sie auf einem strittigen Grunde zwischen
der Starostei und dem Kloster Zarnowitz. Auf der Ostsee hätten sie freie
Fischerei. 1789 hat Karwenbruch oder Karwinskiblotto 43 Feuerstellen, Karwenhof
5, Karwen 13. 1798 sollte die Zeitpacht aufhören, an deren Stelle tritt
die Erbpacht. Der neue Erbpachtvertrag stieß jedoch auf Widerspruch bei
den Bewohnern. Die Karwenbrucher wollten daher lieber das Lizitationsverfahren
(1803) fortgesetzt sehen: unterzeichnet sind: Kopitzki, Hoge und Felkner.
Am 14.09.1863 wird die alte Karwenbrucher Willkür vom Jahre 1601 beseitigt.
1864 befinden sich 37 Besitzer in Karwenbruch. Die Wählerliste 1874 weist
34 Wirte auf, darunter einen Schmied und einen Gastwirt, alle übrigen Hofbesitzer.
Dorfschulze war Johann Hoge. Am 19.10.1877 hatte sich die Gemeinde selbst
eine neue Gemeindeverordnung gegeben. Gemeindevorsteher war Wohlt. Am 5.12.1887
wird Unzufriedenheit gegen den Gemeindevorsteher Piepkorn ein Anschlag
gemacht. Piepkorn will sein Amt niederlegen wegen „Verrohung“ der Bevölkerung.
1895 neuer Gemeindevorsteher Schmant. Am 18.10.1899 wird das 300 jährige
Jubiläum der Gemeinde Karwenbruch aus Nordholland festlich begangen mit
einer Ansprache des damaligen Landrates Albrecht, mit Begrüßungen des Amtsvorstehers
Piepkorns und des Gemeindevorstehers Wohlt. Das ganze wurde geleitet vom
Pfarrer Reimer in Krockow. Lehrer Knaust hielt die Festrede; Alwine Völkner
deklamierte, Piepkorn wird dekoriert. Die in Polzin, Hohensee und Brünhausen
noch wohnenden Nachkommen des Martin Hannemann, eines der ersten Ansiedler,
überreichen bei dieser Gelegenheit ein Gemälde vom Kaiser Wilhelms des
II. (Quelle 1).
Quellen:
1) Franz Schultz (1907):
„Geschichte der Kreise Neustadt und Putzig“
2) Hans Prutz (1872): „Geschichte
des Kreises Neustadt in Westpreussen“
3) Franz Schultz (1912):
„Geschichte des Kreises Lauenburg in Pommern“
4) Heinrich Koops (1967):
„Streifzug durch die Dörfer des Kreises Lauenburg“
5) Willy Heidn (1965):
„Die Ortschaften des Kreises Karthaus/Westpr. in der Vergangenheit“ |