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Fritz
Schulz :
Kniewenbruch: (1400 Kniewen; Kniewo, 1404 Kniffen, Kniewo Blotto,
Neuenwerder), Kreis Neustadt, 1871 (Quelle 2): Landgemeinde mit 252 Einwohner,
Amtsbezirk Rieben, Kirchspiel Bohlschau (kath. Gohra). Zuletzt gehörte
der Ort zum Kreis Lauenburg in Pommern.
Das Bauerndorf wurde vom deutschen Orden Neuenwerder benannt. Um 1400
liegen in Kniewen von 35 Huben 18 wüst. Am 11. Dezember 1404 verleiht der
Hochmeister Albrecht von Schwarzenburg dem Claus von Osze und Heinrich
Breszlaw und deren Erben das Dorf Neuenwerder oder Kniewen mit 40 Huben
zu culmischem Recht, davon 5 Freihuben und freier Fischerei. Später wird
in Kniewen ein Eisenwerk erwähnt. Das Dorf Kniewen und das benachbarte
Kniewen über der Brück (Kniewenbruch) wird in den Akten der Landesgeschichte
sehr oft genannt: 1456 ist Martin Kogge damit beauftragt, die Grenzen und
Rechte der beiden fiskalischen Ortschaften Kniewen und Gora festzustellen.
Zu seiner Begleitung befand sich der Bannerführer des Danziger Gebietes
Niklas von Straschin, der Putziger Landrichter Borsian, der Floderer von
Putzig Jaroslaf von Bohlschau und der Putziger Ratmann Jakob Steinbrügge.
Am 20. Juni 1611 schließt der Woiwod Johann Weiher mit Michael Rundtke
über den Krug zu Kniewen einen Kontrakt, wonach der Krüger für sich und
sein Gesinde in der Ernte Bier brauen darf. 1518 sind bei dem Streit um
den Gora-See die Einwohner von Kniewenbruch stark beteiligt. Der Schulze
von Kniewen macht Aussagen zu Ungunsten des Junkers von Bohlschau. Am 27.09.1564
enthielt nach der Lustration das Schulzenamt Kniewen 5 Hufen. Nach dem
Aussterben der männlichen Linie fiel das Schulzenamt wieder an den König
zurück. Etwa um dieselbe Zeit errichteten die Bewohner von Kniewen in Kniewenzamosten
eine Magdalenenkapelle. Diese Kirche hatte nach dem Bisitationsprotokoll
vom Jahre 1583 ihr eigenes Inventar, ihren Kirchenvorsteher, auch einen
kleinen Acker. Noch um 1600 wird sie als Filiale von Gohra bezeichnet.
1620 wird sie noch genannt, 1642 jedoch nicht mehr aufgeführt und 1687
seien nur noch Fundamente der einstigen Kapelle gewesen. Vermutlich handelt
es sich um das in den Putziger Akten genannte Kirchlein am Strummy. Am
28.10.1599 schließt der Starost H. Weiher mit einigen hierher gezogenen
Ostfriesen, die auch Karwenbruch zur Urbarmachung übernehmen, einen Kontrakt
wegen 3 Hufen und 28 Morgen Ödland in dem Rheder Tale. Es waren die ehrsamen
und vorsichtigen Männer Claus Geddes, Gerhardt Arendt, Clement Krüger und
Peter Dircksen; der Kontrakt wurde für 50 Jahre geschlossen mit 6 Freijahren,
worauf dann eine Pacht von 40 Groschen für den Morgen gezahlt werden sollte.
Sie hatten freie Fischerei und durften Handwerker ansetzen. Mit dieser
Pachtung scheint es nicht den gewünschten Fortgang genommen zu haben, denn
bereits am 12.03.1603 kaufte ein Danziger Bürger David Rothe den bewußten
Landstrich von den beiden „Abtretern“ Jochem Kruse und Klaus Gerdes. Am
20.06.1611 schließt der Woywode Johann Weiher mit Wilhelm Rundtke einen
Kontrakt über den Krug zu Kniewen. Am 28.02.1633 bestätigt König Wladislaus
IV. das Dorfprivileg vom Jahre 1404. 1643 stirbt ein wohlhabender Putziger
Gewürzkrämer namens Boyte und in seinem Kontobuche stehen als Schuldner
13 Bauern aus Kniewen verzeichnet: Salomon Grunewald, Prange, Mauß, Jakob
Lüder, Paul Grunewald „Schulze über der Brücke“, Schröder, Netzell, Parchem,
Brandt, Müggenbergk, Paul Lüder, und zwei des Namens Mützell; es sind nur
deutsche Männer. Mit der Bezeichnung „Schulze über der Brücke“ sollte offenbar
angedeutet werden, daß er im Gegensatz zu seinem Namensvetter Inhaber der
Scholtisei gewesen sei und dass diese von dem Dorfe durch den Fluß getrennt
sei. Es ist dieses die erste urkundliche Aufzeichnung von einer offenen
Trennung des Schulzenamtes vom übrigen Dorfe. Bald werden diese beiden
Ortschaften das Kolonistendorf im Bruche und die Scholtisei auch amtlich
gesondert aufgeführt, namentlich während des Danziger Pfandbesitzes in
den Jahren 1657, 1663 und bei Rückgabe der Sarostei-Zinsdörfer an die Königl.
Starostei am 4.04.1678. Die Scholtisei war an den König zurückgefallen,
ein neues Dokument, auf das sich spätere Besitzer berufen, wird ausgestellt
am 16.10.1679. Das Terrain „über der Brücke“ hatte jetzt 2 Grundstücke,
das alte Schulzenamt und ein königliches Vorwerk oder Köllmisches Gut,
welches letztere aus dem Kruggrundstück hervorgegangen war. Schulzenamt
und Kruggrundstück befanden sich meist in einer Hand und bildeten das sogen.
Vorwerk oder Kniewen Überbrück. 1712 verkauft Grünewald, der Besitzer des
Grundstückes Überbrück das Gut an einen General v. Brandt. Dessen Nachfolger
war v. Prybinski, dann 1738 v. Czapski, der es zugleich mit Gohra erwarb.
Dessen Nachfolger war v. Prebendow. 1765 nach der Ponischen Lustration
hat ein Szewka die Scholtisei und den Krug als Pächter inne. Im Kontributionskataster
1773 heißt es:
1. Kniewenbruch, ein Dorf zum Kgl. Domänenanite Putzig mit 26 Bauern.
Der größte Besitzer Christian Nötzel hatte insgesamt 18 Hufen. Außerdem
3 Einwohner und ein Schulmeister. Die Bewohner waren fast alle lutherischer
Konfession. Das recht des Fischfanges in der Rheda stand ihnen zu; sie
zahlten Dezem an die Gohra‘sche Kirche.
2. Das Vorwerk Kniewen, dem Oberst v. Krzewski gehörig, aus 2,5 Hufen
bestehend. Das Vorwerk hatte früher dem Grafen v. Prebendow gehört, war
ein Krug gewesen und an Oberstleutnant v. Krzewski verpachtet worden mit
der Bindung der Umwandlung in ein Vorwerk.
1789 nach der Statistik: Kniewenbruch oder Kniewenblotto, emphyteutisches
Bauerndorf mit 31 Feuerstellen. Kniewo zamosten, Königl. Freischulzengut
und Vorwerk mit 4 Feuerstellen dem König gehörig. Beide Orte blieben getrennt
und wurden so auch 1857 und 1869 aufgeführt. Statistik von 1869: Kniewenbruch
Kgl. Bauerndorf mit 13 Bäuerlichen und 11 Käthnerbesitzungen bei 63 Hufen
mit 261 Einwohner, unter denen 16 Katholiken. Durch die Nachricht, dass
Kniewenbruch eine 1594 durch holländische Einwanderer begründete Kolonie
sei, erhält Kniewensamosten, Erbpachtsgut, Einzelbesitzung und enthält
nach der Korrektur 24 Hufen bei 84 Einwohner, von denen 49 evangelisch
sind. 1872 wird Kniewenbruch als Landgemeinde mit 38 bewohnten Häusern,
43 Haushaltungen und 252 Einwohner bezeichnet; Kniewenzamosten hingegen
als Gutsbezirk mit 7 bewohnten Häusern, 13 Haushaltungen und 86 Einwohner.
Noch bei der Volkszählung von 1875 sind beide Orte getrennt. Die Bevölkerungszunahme
von Kniewenbruch von 271 auf 375 Einwohner im Jahre 1880 ist auf eine Wiedervereinigung
beider Ortschaften zurückzuführen. Vertrauensmänner und Vertreter der Ortschaft
im Kreistag waren:
1854-1858 Stuhr in Kniewen Samosten, 1864 Hönichen in Kniewensamosten,
1872 v. Schütz in Kniewenbruch und 1886 Gutsbesitzer Nötzel in Kniewenbruch
(Quelle 1).
Quellen:
1) Franz Schultz (1907):
„Geschichte der Kreise Neustadt und Putzig“
2) Hans Prutz (1872): „Geschichte
des Kreises Neustadt in Westpreussen“
3) Franz Schultz (1912):
„Geschichte des Kreises Lauenburg in Pommern“
4) Heinrich Koops (1967):
„Streifzug durch die Dörfer des Kreises Lauenburg“
5) Willy Heidn (1965):
„Die Ortschaften des Kreises Karthaus/Westpr. in der Vergangenheit“ |