Ansprechpartner : |
Fritz
Schulz :
Zarnowitz: (1220 Sarnowitz; 1425 Czarnowitz), Kreis Putzig, 1871
(Quelle 2): 1. Landgemeinde Zarnowitz mit insgesamt 351 Einwohner. Zum
Bauerndorf Zarnowitz gehören Abbau Dembeck (6 Haushaltungen, 36 Einwohner),
Abbau Königswille (2 Haushaltungen, 15 Einwohner) und Abbau Mielkenhof
(4 Haushaltungen, 27 Einwohner), 2. Gutsbezirk Zarnowitz mit insgesamt
158 Einwohner. Zum Gut Zarnowitz gehört das Vorwerk Neuhof (4 Haushaltungen,
29 Einwohner), Amtsbezirk Zarnowitz, Kirchspiel Krockow (kath. Zarnowitz).
Zarnowitz war schonvor seiner Begründung als Nonnenkloster ein bevorzugter
und reich besiedelter Platz; der Schloßberg am See, die wertvollen prähistorischen
Funde und die seit undenklicher Zeit bestehende Heerstraße nach Danzig.
Ursprünglich war es ein Olivaer Klostergut, vermutlich seit 1215. Urkundlich
gesichert ist das Jahr 1220. Nach dieser Urkunde wurde Zarnowitz neben
Starzin, Rahmel und einige anderen von einem Sohne Sambors für die Verleihung
angegeben. Die melancholische Einsamkeit des Ortes schien den Mönchen für
die Anlage eines weiblichen Klosters als geeignet: die Einrichtung zum
Cisterzienserkloster mußte zwischen 1220 und 1235 erfolgt sein; denn in
diesem Jahr werden bereits 4 Dörfer genannt, welche den Nonnen gehören:
Sarnowitz, Lubekow (Lübkau), Gardlino (wird 1279 zum letzten Male erwähnt
und befand sich auf der Stelle des heutigen Neuhof) und Pribredowicz (Pribrodrow
bzw. Przybitz). Durch Schenkungen und später durch Ankauf umfaßte Zarnowitz
als Mittelpunkt folgende Orte:
A. Durch Schenkung:
1. 1220 Zarnowitz, 2.-4. 1235 Lübkau, Gardlino (Neuhof), Przybitz,
5. 1257u Wierzchutzin, 6. 1277 Odargau, 7. 1279 Karlekau, 8. 1281 Schwetzin,
9. 1284 Kartoschin
B. Durch Kauf:
10. 1310 u. 1312 Sobiensitz, 11. 1375 Nadolle, 12. 1432 Slawoschin,
13. 1620 Warsau
Von diesen 13 Dörfern waren nach dem Eingehen von Przybitz als selbständiger
Ortschaft 6 reine Bauerndörfer, d.h. Zinsbauern mit Scharwerksverpflichtung
zu einem der benachbarten Klostervorwerke: Sobiensitz, Slawoschin, Lübkau,
Nadolle, Kartoschin und Karlekau. Zwei von diesen waren erst vom Kloster
selbst in Bauerndörfer augelöst worden (Sobiensitz und Slawoschin), die
6 anderen hatten je ein Vorwerk und daneben einige Bauern: Zarnowitz, Neuhof,
Wierzchutzin, Odargau, Schwetzin und Warsau. In den Bauerndörfern waltete
ein Schulz oder Starost, in Zarnowitz selbst ein Oberschulze der Ordnung.
Von den Vorwerken wurden Zarnowitz und Neuhof vom Kloster selbst aus bewirtschaftet,
die übrigen Vorwerke von sog. „Faktoren“. Von den ehemaligen Klostervorwerken
hat sich Schwetzin in 3 Anteile aufgelöst, Warsau wurde von Krockow angekauft,
Odargau als Gutsbezirk anerkannt, Zarnowitz und Neuhof wurden zu einem
Gutsbezirk zusammengelegt, Wierschutzin lag in Pommern.An Besiedlungen
sind außerdem noch zu erwähnen: Dembek aus 2 Fischerkaten an der Ostsee
bestehend (1775 erwähnt), ging 1844 in den Besitz der Familie Millbrod
über - und Königswille, eine Einzelbesitzung die im Jahre 1866 durch den
damaligen Besitzer Louis von Zelewski an Mathias Nagorsnik als Rentengut
überlassen wurde. Beide Ortschaften gehören zu Zarnowitz. Dem Kloster Zarnowitz
wurde bereits 1257 die hohe und niedere Gerichtsbarkeit neben der Straßengerichtsbarkeit
zugesprochen. Seit jener Zeit wurde in Kriminalfällen der Vogt von Oliva
als oberster Richter herangezogen während in allen weniger belangreichen
Fällen ein Scheppenstuhl aus Schulzen und Scheppen der einzelnen Ortschaften
des Zarnowitzer Klosterbezirkes konstituiert unter denm Voritz des Oberschulzen
von Zarnowitz.
Das Kloster Zarnowitz durch die Freigiebigkeit der Landesherrschaft
mit Gütern ausgestattet, erfreute sich während der ganzen Zeit seines Bestehens
des Schutzes der Landesherrschaft und der Geistlichen Obrigkeit. Zarnowitz
galt in ältester Zeit für eine Zugehörigkeit (Pertinenz) zum Kloster Oliva
(1283) und noch im Jahre 1310 wird die Hälfte von Sobiensitz nicht durch
das Nonnenkloster, sondern noch vom Abte von Oliva angekauft und es führte
daher noch die Bezeichnung Filialkloster. Die dort verkehrenden Geistlichen
waren Cisterzienser Mönche. Jedoch wurde die Entfremdung beider Klöster
immer größer. Beim Herannahen der Hussiten im Jahre 1433 nahmen die Nonnen
ihre Zuflucht nach Danzig. 1466 begaben sie sich nur noch unter den Schutz
von Danzig. 1556 unterhielt das Kloster Oliva nur noch einen Priester in
Zarnowitz. Im August 1590 wurde eine völlige Umgestaltung des Klosters
vorgenommen und im Einverständnis mit dem König löste Bischof Rozrazewski
das Kloster vollständig von Oliva ab, gab ihm statt der bisherigen Cisterzienserregel
die Regel der Benedikterinnen, unterstellte das Kloster der Abtissin v.
Mortangen in Kulm und stellte sie unter Aufsicht des Bischofes von Kulmsee
(Diözese Kulm). In dieser Zugehörigkeit ist das Kloster bis zu seiner Auflösung
im Jahre 1835 nach genau 500 jährigem Bestehen verblieben. Durch die Säkularisierung
aller Klostergüter wurde Zarnowitz auch seiner Pertinenzien beraubt, nur
die beiden Vorwerke Zarnowitz und Neuhof wurden ihnen gegen eine Pacht
von 1000 Talern jährlich überlassen. Wo die Nonnen bisher als Gebieterinnen
gewaltet hatten, wurde ihnen jetzt mit militärischer Exekution gedroht,
wenn sie ihre sog. Dominial-Kontribution nicht pünktlich entrichten würden
(1775). Im Jahre 1835 wurde das Kloster geschlossen.
Die Nonnen von Zarnowitz erfreuten sich während der ganzen Zeit ihres
Bestehens der größten Achtung. Die Vorsteherin hieß in ältester Zeit die
„Priorische“ (1396) oder „Priorin“ (1486), auch „die älteste Jungfrau von
Sarnowitz“ (1615). Ab 1624 überwiegt die Bezeichnung Abtissin, ihre Vertretung
hieß Subpriorin. Als dritte Vorgesetzte im Konvent erscheint in späterer
Zeit die Sekretärin. Den Vasalleneid für das ganze Kloster leisteten im
Jahre 1772: Hedwig v. Kalkstein als Abtissin, Anna v. Grabowska als Subpriorin,
Hedwig v. Czapska als Sekretärin. Die Zahl der Nonnen war durchschnittlich
33 (1434 und auch 1775). Das Kloster wurde meist von Töchtern begüterter
Familien aufgesucht, welche durch aufrichtige Frömmigkeit gedrängt, hier
in beschaulicher Betrachtung ihr Leben zubrachten. Das Kapital oder einen
Jahreszins wurde dem Kloster mitgebracht. Überwiegend waren es Töchter
des westpreußischen Adels, welche hier Zuflucht fanden, so z.B. dei Familien
Garczyn, Kalkstein, Czapski, Wyseztki, Dyczelski etc. Auch an Mitgliedern
des hohen und höchsten Adels mangelte es nicht: die Tochter des Woywoden
von Belgard Dobigneus trat im Jahre 1284 in das Kloster ein und führte
ihm als Mitgift das ihrem Vater gehörige Gut Kartoschin zu.
Freilich fehlte es den Ordensschwestern auch nicht an Feinden: Hussiten;
13-jähriger Städtekrieg, wo die Hauptschlacht am 17.09.1462 bei Schwetzin
auf Terrain des Zarnowitzer Klosters ausgetragen wurde; Grenzstreitigkeiten
zwischen dem Kloster Zarnowitz und dem benachbarten Krockow (1526-1615,
1624 aber erneuter Streit). Am schlimmsten erging es den Nonnen nach der
Säkularisierung der Klostergüter, welcher auf einer Aufhebung der Klöster
hinzielte. Dabei war ihr größter Feind der Amtmann Hewelke, welcher selbst
als Pächter der ehemaligen Klostergüter auftrat und den Ordensschwestern
bei Bewirtschaftung der beiden für Pfarrer Held wieder gepachteten Vorwerke
und Neuhof, Mangel an Wirtschaftklichkeit vorwarf, ein Vorwurf, den auch
die königliche Regierung sich zu eigen machte.
Obgleich von der Welt abgeschlossen, standen die Insassen doch mit
ihr in ständiger Verbindung. Der Zarnowitzer Klosterbezirk bildetete ein
kleines geschlossenes Reich für sich. Aber eine alte Verkehrsstraße verband
diesen Bezirk mit Danzig. Die Jahrmärkte in Zarnowitz machten schon im
Jahre 1492 dem Putziger Jahrmarkt Abbruch. Im Ort selbst wurden eine ganze
Anzahl von Handwerkern angesiedelt und beschäftigt, welche sonst nur in
Städten ansässig waren. Noch im 18. Jhd. waren ansässig:
1. Im Kloster selbst:
33 Nonnen, 9 Mägde, 2 Diener und 2 Priester, insgesamt 46 Personen.
2. Im Dorfe:
Ein Oberschulze, ein Krüger, ein Müller, 4 Bauern, 10 Zinsgärtner,
4 Vorwerksgärtner, 2 Käthner, 3 Einlieger, 4 Musikanten,
1 Schneider, 1 Glaser, 1 Tischler, 1 Böttcher, 1 Zimmermann, 1 Maurer,
1 Drechsler, 2 Fischer.
Von ganz besonderer Bedeutung für das Zarnowitzer Kloster war der Umstand,
daß die Zarnowitzer Klosterkirche zugleich Pfarrkirche war, die einzigste
Klosterkirche dieser Art. Dabei wohnten die Nonnen auf einer sog. Empore
dem Gottesdienst bei, waren aber durch ein Gitterwerk den Blicken des Publikums
entzogen. Ab 1593 datieren die ersten geordneten Kirchenbücher, die noch
heute aufbewahrt werden. Die Klosterkirche als Pfarrkirche war aber auch
für etliche umliegende Ortschaften bestimmt; so zum Beispiel im Jahre 1730
für Kolkow, Opalin, Czymanowo, Luboczin und Tillau damals zu den Rybener
Gütern gehörig. Als nun im Laufe der Zeit auch in die Krockower Güter,
deren Bewohner alle der Konfession ihrer Erbherrschaft hatten folgen müssen,
Katholiken Aufnahme fanden, erweiterte sich der Zarnowitzer Kirchensprengel
noch auf diese.
Die neueste Entwicklung des Ortes datiert von der Auflösung des Klosters
ab 1835. Von den Klosterbauern in Zarnowitz erhielten einige Erbverschreibungen
in den Jahren 1778, 1781, 1784 und 1786. 5 Grundstücke gingen durch die
Bauernregulierung im Jahre 1818 in das freie freie Eigentum ihrer Inhaber
über. Das Vorwerk wurde anfangs an die Nonnen gegen eine Summe von 1000
Talern verpachtet, dann in Erbpacht gegeben und schließlich freier selbständiger
Besitz. Die letzten Besitzer waren Louis v. Zelewski von ca. 1841 bis ca.
1878, dann Bartels, gegenwärtig (1905) Rudolf Stenzel. Durch Kreistagsbeschluß
vom 1.08.1863 wurde Zarnowitz in eine Landgemeinde und ein Gutsbezirk getrennt.
Zur Landgemeinde wurden Dembeck, Königswille und Mielkenhof
gezogen; zum Gutsbezirk Neuhof und Pribitz (Quelle 1).
>> In Mielkenhof lebten unser Vorfahren Johann Mielke (KZ
108), Eigentümer ebd. (gen. 1841). Er war verheiratet in der
2. Ehe mit Catharina Anna Wohlt. Emilie Dorothea Caroline Mielke
(KZ 27), verheiratet in 1. Ehe mit August Rathke, Erbpächter in Mielkenhof
(gen. 1865/73), Sohn des Michael Rathke, Zeitpächter in Gluschau und Erbpächter
in Mielkenhof.
>>+11.02.1841 in Mielkenhof Johann Mielke (KZ 108)
>> In Zarnowitz lebte unser Vorfahre Albert Piper (KZ 24), Stellmacher
ebd. (gen. 1865).
>>*28.01.1865 Otto Heinrich Piper
>>*23.09.1867 in Mielkenhof Friedrich Adolph Johann Rathke, +13.04.1874
in Mielkenhof
>>*31.10.1869 in Mielkenhof Otto Michael Rathke
>>*25.12.1872 in Mielkenhof Franz Wilhelm Christian Rathke
>>+10.10.1873 in Mielkenhof August Rathke, Erbpächter zu Mielkenhof,
1. Ehemann von Emilie Rathke geb. Mielke (KZ 27)
>> In Zarnowitz lebte unser Vorfahre Johann Friedrich Witt
(KZ 28), Schmiedemeister ebd. (gen. 1875-86). Er war verheiratet in der
2. Ehe mit Auguste Adler /KZ 29)
>>*14.07.1875 in Zarnowitz Johann Otto Carl Witt (KZ 14)
>>*1877 in Zarnowitz Emma Lisette Witt
>>+31.12.1877 in Mielkenhof Catharina Anna Mielke geb. Wohlt
>>*17.04.1879 in Zarnowitz Ida Adelheid Bertha Witt, +18.02.1882
ebd.
>>*1884 in Zarnowitz Bertha Amande Emilie Witt, +1899
>>*1886 in Zarnowitz Ida Johanna Otilie Witt
>>*1888u in Zarnowitz Olga Witt
>>*20.04.1891 in Zarnowitz Walter Witt
Quellen:
1) Franz Schultz (1907):
„Geschichte der Kreise Neustadt und Putzig“
2) Hans Prutz (1872): „Geschichte
des Kreises Neustadt in Westpreussen“
3) Franz Schultz (1912):
„Geschichte des Kreises Lauenburg in Pommern“
4) Heinrich Koops (1967):
„Streifzug durch die Dörfer des Kreises Lauenburg“
5) Willy Heidn (1965):
„Die Ortschaften des Kreises Karthaus/Westpr. in der Vergangenheit“ |