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Details zu Neurakitt



Siehe auch die Angaben bei Groß Rakitt und Klein Rakitt.

Quelle : Karl-Heinz Pagel (1965)

Im Landkreis Stolp gab es drei Landgemeinden mit dem Namen Rakitt: Groß Rakitt, Klein Rakitt und Neurakitt. Letzteres liegt in der äußersten Südostecke des Kreises an einem See, der Großer See genannt wird. Das Gemeindegebiet ist voller kurzkuppiger flügel und muldenförmiger Senken und wird im Südwesten von einem eiszeitlichen Tal begrenzt. Durch eine Fahrstraße war Neurakitt mit den Nachbargemeinden Groß Rakitt, Klein Rakitt und Hohenlinde verbunden.

Einige Angaben über die Gemeinde Neurakitt aus der Zeit vor 1945 in Kurzform:
 
Zugehörige Ortsteile Hermannshof
Johannishof
Wildbergshof
Gemeindefläche in ha 992
Wohnbevölkerung am 17. Mai 1939 406
Zahl der Haushaltungen 90
Zahl der Wohnhäuser 1925 80
Amtsbezirk Hohenlinde (Bochowke)
Standesamtsbezirk Hohenlinde (Bochowke)
Gendarmeriebezirk Groß Rakitt
Amtsgerichtsbezirk Lauenburg i. Pom.
Gemeindevorsteher 1931 Bandemer
Bürgermeister 1937 Bauer Paul Bandemer
Nächste Bahnstation Schwarz Damerkow
Entfernung 8 km
Bahnlinie Bütow - Lauenburg (Reichsbahn)
Poststelle Groß Rakitt
Letzte postalische Anschrift Neurakitt
Post Groß Rakitt

Neurakitt ist erst in diesem Jahrhundert durch Abtrennung der Ortsteile Neuhof, Hermannshof, Johannishof und Wildbergshof von dem Gutsbezirk Groß Rakitt entstanden. 1905 gehörten diese Ortsteile noch zu Groß Rakitt. Neurakitt war zuletzt ein großes Bauerndorf mit 62 landwirtschaftlichen Betrieben:

11 mit 0,5 bis unter 5 ha
10 mit 5 bis unter 10 ha
30 mit 10 bis unter 20 ha
11 mit 20 bis unter 100 ha

Das zuletzt 79,5 ha große Restgut gehörte Johannes Gohr. Im letzten Güteradreßbuch werden als Hofbesitzer genannt:
 
Julius Bisky 33,5 ha Artur Schröder 20 ha
Walter Block 23,5 ha Paul Schulz 22 ha
August Grosch 23 ha Reinhold Thrun 21 ha
Erna Henning 19 ha Albert Wedde 22 ha
Karl Kirstein 25,5 ha Theodor Wenzel 20 ha
Paul Kübschull 30 ha Otto Ziervogel 26,5 ha
Otto Schielke 20 ha

Der durchschnittliche Grundsteuerreinertrag auf ein Hektar war mit 2,89 RM halb so hoch wie im Kreisdurchschnitt (5,95 RM).
Die Glashütte Neurakitt wurde im Jahre 1833 von Gutsbesitzer Rittke gegründet. Rittke stammte aus der Nachbargemeinde Neuhütte im Kreis Bütow. Hier ließ er eine ihm gehörende Glashütte abbrechen und in Neurakitt errichten. Die Hütte beschäftigte etwa zehn Glasbläser. Es wurden hauptsächlich Flaschen, Einmachgläser und Töpfe hergestellt, die in Danzig guten Absatz fanden. Doch im Laufe der Jahre wurde das Holz um Neurakitt herum recht knapp. Die Folge war, daß der Betrieb der Hütte im Jahre 1868 einging. Im Jahre 1941 unterhielt Erich Geffe eine Kraftfahrzeug-Reparaturwerkstatt und Redemski eine Gastwirtschaft.

Neurakitt war evangelisch. Im Jahre 1925 hatte es sieben Bewohner katholischer Konfession (1,6 v.H.). Die Gemeinde gehörte zum 1909 neu gegründeten Kirchspiel Groß Rakitt und damit zum Kirchenkreis Stolp-Altstadt.
Die Volksschule in Neurakitt war dreistufig. Im Jahre 1932 unterrichteten hier zwei Lehrer in drei Klassen 95 Schulkinder. Die Schule wurde auch von den Kindern der Gemeinde Bochow im Kreise Lauenburg besucht. Die Lehrer waren Lietzau, Willi Janitz und Hiltrud Borch.

um 1940
April 2001
Diese Photos der Neurakitter Schule wurden von Norbert Schyja zur Verfügung gestellt.
Ein Klick auf die Photos öffnet sie in höherer Auflösung ( 96 und 249 KB ).

Neurakitt hatte eine Jugendherberge mit 30 Betten. Sie lag in nächster Nähe des Paschkenbachtales in einer reizvollen Gegend.

Neurakitt fiel am 9. März 1945 in russische Hand. Nach einigen Wochen ließen sich Polen im Dorf nieder. Die Bewohner wurden daraus vertrieben. Die Heimatortskartei Pommern hat später 156 von ihnen in der Bundesrepublik Deutschland und 85 in der DDR ermittelt. Aus dem deutschen Bauerndorf Neurakitt wurde das polnische Rokiciny.

Kriegs- und Vertreibungsverluste: 20 Gefallene, 8 Ziviltote und 22 Vermißte (,,ungeklärte Fälle“).