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Details zu Buchenfelde (Kistowo)


Ortseingangsschild, aufgenommen 1997


 

Quelle : Askar von Kistowski

Das Gut Kistowo

Der Deutsche Orden hatte ab 1350 seine Grenzen planmäßig besiedelt und so einen dünnen Streifen von Dienstgütern am Westrand seines Herrschaftsgebietes geschaffen. Dieser wurde  durch die Städte Baldenburg und Hammerstein verstärkt. Dienstgüter waren Lehnsgüter des Deutschen Ordens und umfaßten geschlossene Flächen, die eine wirtschaftliche Einheit bildeten und deren Besitzer in der Regel für den Gutsbezirk die niedere und höhere Gerichtsbarkeit ausübten. Mit der Verleihung eines Dienstgutes war die Verpflichtung verbunden, schweren oder leichten Kriegsdienst zu Pferde zu leisten. Daneben hatten die Besitzer dem Orden zur Anerkennung seiner Herrschaft "eine geringe Geldabgabe zu entrichten".

Über die Entstehung des Gutes Kistowo ist  nichts bekannt. Soweit ersichtlich, wird das Gut erstmalig anläßlich der Sommerreise (Kriegszug des DO) am 30. Juli 1402 erwähnt,  wonach Kistowo einen Knecht zu stellen hatte.

Gemessen an der Höhe der Dienstes gehörte Kistowo 1402 zum Gros der kleineren Dienstgüter Pommerellens. Dennoch muß es über eine gewisse wirtschaftliche Kraft verfügt haben, denn allein das Stellen der Waffen war für damalige Verhältnisse eine nicht unbeachtliche Last. Daraus läßt sich zumindest schließen, daß Kistowo für damalige Verhältnisse "regulär" bewirtschaftet wurde und es sich nicht um eine kürzlich erfolgte Neugründung handelte, da ansonsten Freijahre geltend gemacht worden wären.

Es ist somit sicherlich gerechtfertigt, davon auszugehen, daß  Kistowo vor 1380 gegründet wurde.

In der pommerellschen Zeit gehörte Kistowo zur Kastellanei Chmielno, in der Deutsch Ordenszeit zum Pflegeamt Mirchau und während der polnischen Periode, also ab 1466, zur Starostei Mirschau.

Im Großen Zinsbuch des Deutschen Ordens von 1414-1438 wird das Gut als Dienstgut im Jahre 1432 unter dem Namen Kysstaw im Kammeramt Mirschau, Komturei Danzig, verzeichnet. Danach hatte das Gut bzw. sein Besitzer "16 scot sweyn gelt zu Nicolai und 10 scot ku und Prowodt  zu Johanni", d.h. für jedes Schwein 16 und für jede Kuh 10 scot zu  entrichten. Ebenfalls mußten Spanndienste für den Deutschen Orden geleistet werden.

Nach der Erwähnung von Kistowo im Großen Zinsbuch ist für einen Zeitraum von etwa 150 Jahren keine Nachricht zu erhalten. Bisher konnte weder eine Handfeste noch eine Verschreibung gefunden werden. 

In den Steuerverzeichnissen des 16ten und 17ten Jahrhunderts wird Kistowo als adliges Gut ausgewiesen. Daraus ist der Rückschluß zu ziehen, daß dessen Besitzer zumindest die niedere - möglicherweise auch die hohe - Gerichtsbarkeit besaßen und über die Jagd- und Branntweingerechtigkeit ihres Gutsbezirks verfügten.

1560 werden in Kistowo Lorenz und Peter v. Kistowski, offensichtlich Zwillinge, geboren, die in späteren Unterlagen noch häufiger vorkommen. Lorenz, verstorben zwischen 1611 und 1623, heiratete um 1585 Margaretha v. Gostomska aus Gostomie und sein Bruder Peter, ebenfalls vor 1623 verstorben, war mit Anna v. Gostomska, möglicherweise einer Schwester der Margaretha, verheiratet. 

Ein Stanislaus Kistowski erscheint 1562 ohne Angabe eines Wohnortes in den Berenter Schöffenbüchern.
 
 
In den Steuerunterlagen der Jahre 1570/71 ist als alleiniger Besitzer auf Kistowo ein Nobilis Laurentius Jarosch angegeben, der 1583 als Laurentius Kistowski im für Kistowo zuständigen Kirchspiel, nämlich in Parchau (Parchowo), als einer der Kirchenvorsteher erscheint. Dieser Laurentius wird 1605 in den Berenter Schöffenbüchern als Zeuge sowohl mit 68 Jahren und als auch mit 72 Jahren aufgeführt, so daß sein Geburtsjahr um 1535 liegt. Verheiratet war er mit  Katharinna v. Puzdrowska. Sie hatten drei Söhne, nämlich die oben erwähnten Zwillinge sowie einen Sohn Nikolaus, der später das Gut Chosnitz bewirtschaftete, während Lorenz und Peter in Kistowo blieben.

(Kirchenvisitation 1583)

In der Lustration von 1571, d.h. anläßlich der Steueraufnahme Pommerellens, wird das 12 Hufen große Gut mit seinen Abgaben aufgeführt. 3 Hufen waren "wüst", d.h. sie wurden nicht bewirtschaftet. Für die 9 bearbeiteten Hufen zahlte Laurentius 3 fl 18 gr, sowie für einen Kätner 4 gr.

Eine Hufe entsprach etwa 66 preußischen Morgen bzw. 16,5 ha, so daß das Gut aus rd. 200 ha bestand.

In den Unterlagen der Kirchen-Visitation von 1599 wird dokumentiert, daß Kistowski 10 gr. Kirchenabgaben zahlt. 

Im Jahre 1604 erwirbt Lorenz (v.) Kistowski von einem (v.) Podjarski und dessen Ehefrau Dorothea (v.) Chosnicki für 260 pr. Gulden die 3 "wüsten" Hufen, die dieser offensichtlich zwischen 1570 und 1604 an sich gebracht hatte, so daß sich um 1600 der gesamte Gutsbezirk in Hand der Familie befand.

Die Gutsbezirke erstreckten sich  in der Regel auf mehrere Weiler/Ortschaften - so umfaßte Kysstaw (Kistowo, Buchenfelde), Kystowka (Kistowko, Kistowken), Bielawski (Bielawken, Bielawka), Choyna (Chojna, Choina, Kieferntal), Ostrowie 
und Pszelnica (Przelnitza, Prelnitz).

Nach dem Steuertarif von 1682 werden als Gutsbesitzer in Kistowo Nikolaus, Miroslaus und Jakob (v) Kistowski  genannt 

Da die Familie in Laufe der Zeit u.a. in Mischischewitz in erheblichem Umfang Gutsanteile erworben hatte, wird Kistowo offensichtlich zwischen 1700 und 1765 verkauft.  Jedenfalls resigniert 1765  Johann v. Kistowski auf seine Gutsanteile in Kistowo zu Gunsten des (v) Dionysius Dorpowski, der hinwiederum auf Gutsanteile in Chosnitz zu Gunsten des Johann verzichtete. Offensichtlich wurden lediglich die Gutsanteile getauscht.

Kurze Zeit später, nämlich 1766, kaufte Joseph v. Laszewski neben anderen Gütern auch Kistowo, und zwar von besagtem Dionisius v. Dorposz-Dorpinski und dessen Ehefrau Rosalia, geb. v. Jagwice, Joseph v. Laszewski wohnte in Sullenschin, sein Arrendator war  Andreas (v) Gostomsky, er wurde beerbt von seinem Sohn Theophilius Ludwig v. L., dem  im Jahre 1808 dessen Bruder Edmund v. L  folgte. Schließlich übernahm 1828 Theodor v. Laszewski das Gut. 

1773 hatte das Gut mit Kistowo (damals Kystowo geschrieben), Kistowken und Bialawken sowie Choina 5 Hufen. Choina bewirtschafteten zwei Familien (v) Gostomsky (8 Personen), die 1 Pferd, 4 Ochsen, 2 Kühe, 1 Stück Jungvieh, 5 Schafe und 2 Schweine besaßen.

In Kistowo selbst wohnten 5 Bauern, und zwar Gerge Sycha, Anna Betkowa/Dynaschka, die Witwe Anna Betkowo, Martin Wittstock und Jacob Saborowski sowie die beiden Instleute Christoph Skerka und George Steinka. Auf Kistowsken saßen der Bauer Martin Litza (Lietz) und die Halbbauern Michel Kastina und Jakob Neufeld, und schließlich in Bialawken die Bauern Peter Pik und Woytek Piek und der Halbbauer Nicolaus Czychos, insgesamt 56 Personen. Zusammen verfügten sie über 18 Pferde, 21 Ochsen, 18 Kühe, 5 Stück Jungvieh, 77 Schafe und 26 Schweine. 

Nach dem Katasterregister von 1773 bestand das Gut Kistowo mit Kistowken aus 1.013 Morgen Ackerland, 2 Morgen Gärten, 38 Morgen Wiesen, 304 Morgen Weiden, 114 Morgen Wald sowie 92 Morgen Wasser-, d.h. überwiegend Seeflächen. Das Ackerland war offensichtlich relativ schlecht. Ferner gab es 11 Morgen Ödland und 33 Morgen sog. ertraglose Grundstücke einschl. Hofraum. Insgesamt wies das Gut seinerzeit 11 Wohngebäude auf.

1789 gab es im adl. Gut Kistowo 7, im adl. Gut Kistowsken 3, in der adl. Neusasserei Bilawke 3 und in der adl. Neusasserei Choyna 2 Feuerstellen.

1820 hatte das Hauptgut Kistowo 23, Kistowko 8, Bilawken 6 und Choina 4 Einwohner. 

Bereits 1865 hatte die Gemeinde Kistowo 225 und das Gut 107 Einwohner, 50 Jahre später, also 1905 wohnten in dem 1880 in Buchenfelde umbenannten Ort 440 Personen in 55 Wohnhäusern.

Nach den Grundbesitzhandbüchern werden 1903 als Eigentümer des Gutes Buchenfelde Wilhelm Sieghorst und ab 1909 die Karl Sieghorsten Erben aufgeführt, wobei das Gut inzwischen 339,37 ha umfaßte.

Die Schreibweise des Gutsnamens hat je nach der Zeit gewechselt. So werden angegeben:

Kysstaw, Kistau, Kystowo, Kistowo 

Der Name kommt ganz offensichtlich aus dem cassubischen Sprachbereich, denn  kis´c´ und kistka bedeutet "Quast, Reibesen, Busch", jedenfalls wurde das alte Kystovo im cassubisxchen Kístovo genannt 

Kistowo gehörte ursprünglich zur Pfarrgemeinde Parchau, ab 1616, nachdem dort eine Kirche von Heinrich v. Heidenstein gestiftet worden war, zu Sullenschin .

Die evangelische Kirche war ebenfalls in Sullenschin, die Volksschule in Wilhelmshöhe (erreichtet vor 1879), einem Ortsteil von Borrek

1880 wurde Kistowo von der Preußischen Landesregierung in Buchenfelde umbenannt. 

Heute heißt der Ort in Polen wiederum Kistowo, Gemeinde Suleczyno (Sullenschin).

Die Poststation war seit 1820 im 37 km entfernten Bütow, später in Sullenschin. Nachdem die Strecke Bütow-Lauenburg ausgebaut worden war, befand sich in Groß Pomeiske die nächstgelegene Bahnstation.
 


Quelle : Kontributionskataster 1772/73

In diesem Kataster sind folgende Familienvorstände aufgeführt :
KASTINA, Michel; LITZA, Martin; NEUFELD, Jacob
 


Quelle : Johann Friedrich Goldbeck (1789)

Kistowo war 1789 ein adeliges Gut mit 7 Feuerstellen und gehörte zum landräthlichen Kreis Dirschau. Eingepfarrt war es zu Sulleczyn. Es gehörte von LASZEWSKI.

Kistowko war ebenfalls ein adeliges Gut, das von LASZEWSKI gehörte.


Quelle : Danziger Regierungs-Bezirk (1820)

Kistowo war von adelicher Qualität und ein Hauptguth des Carthäuser Kreises. Es hatte 5 Feuerstellen mit 23 katholischen Einwohnern. Die Größe der Ländereien betrug in katastrirten Hufen kulmischen Maaßes 5, in reduzierten 15.

Kistowko war ebenfalls von adelicher Qualität, als Hauptguth ist Kistowogenannt. Es hatte 3 Feuerstellen mit 4 Lutheranern und 4 Katholiken. Die Größe der Ländereien betrug in katastrirten Hufen kulmischen Maaßes 1, in reduzierten 3.
 


Quelle : Westpreussisches Güter-Adressbuch von 1903

Das Gut Buchenfelde gehört zur Gemeinde Buchenfelde (früher Kistowo) und war im Besitz von Wilhelm SIEGHORST.

Der Grundsteuerreinertrag betrug 768 M.
 
Größe in Hektaren (abgerundet)
 
Summe
Acker inkl.
Gärten
Wiesen
Weiden
Holzungen
Umland, Hof-
räume, Wege
Wasser
Buchenfelde
340
230
41
-
36
10
23
 


Quelle : Willy Heidn (1965)

folgt


Quelle : Gemeindelexikon (1905)

Buchenfelde ist bei der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 als Landgemeinde, zum Amtsbezirk Sullenschin gehörig, aufgeführt.
Als Wohnplätze sind angegeben Bielawken (kath. Kirchspiel Sullenschin, 7 Wohnstätte und 41 Einwohner), Choina (kath. Kirchspiel Parchau, 9 Wohnstätte und 60 Einwohner) und Kistowken (kath. Kirschspiel Sullenschin, 12 Wohnstätte und 79 Einwohner).
 
  1905
Gesamtflächeninhalt in ha
 972,6
Durchschnittlicher Grundsteuer-Reinertrag auf 1 ha
 2,12
Bewohnte Wohnhäuser
 55
Andere bewohnte Baulichkeiten, Hütten, Zelte,
Schiffe, Wagen und dergleichen
 
Haushaltungen : gewöhnliche von 2 und mehr Personen
73
Haushaltungen : Einzellebende mit eigener Hauswirtschaft
 
Bevölkerung
 440
- " - , davon männliche Personen
 217
- " - , davon aktive Militärpersonen
 
Religionsbekenntnis : evangelisch
130
- " - , davon sprechen deutsch
130
- " - , davon sprechen polnisch
 
- " - , davon sprechen eine andere Sprache
 
- " - , davon sprechen deutsch und eine andere Sprache
 
Religionsbekenntnis : katholisch
310
- " - , davon sprechen deutsch
5
- " - , davon sprechen polnisch
305
- " - , davon sprechen kaschubisch
 
- " - , davon sprechen deutsch und eine andere Sprache
 
Religionsbekenntnis : andere Christen (spricht deutsch)
 
Religionsbekenntnis : Juden (sprechen alle deutsch)
 
Religionsbekenntnis : andere und unbestimmte Bekenntnisse