evangelische Kirche Mirchau, Kreis Karthaus, Provinz Westpreußen

Um 1802 haben Siedler aus Baden und Württemberg im nordöstlichen Teil des Mirchauer Forst das Dorf Wilhelmshuld gegründet, das um 1819 auf 21 Hufen 22 Haushaltungen mit 141 Einwohnern zählte, von denen 100 Lutheraner und 41 Katholiken waren. Um 1848 gab es hier bereits 300 Einwohner, darunter 196 evangelische, die sich zum pommerschen Kirchspiel Dzincelitz hielten, und 104 Katholiken. Den evangelischen Kolonisten hatte man bei ihrer Ansiedlung die Zusage gemacht, am Ort eine evangelische Kirche zu bauen. Dies Versprechen hat die Regierung jedoch nicht eingelöst. Auf eigene Kosten haben sich die Ansiedler von Zeit zu Zeit Pfarrer aus Labuhn oder Buckowin kommen lassen, die im Schulhaus Andachten hielten und die Sakramente spendeten. Als Pfarrverweser Carnuth 1852 die in Karthaus entstehende evangelische Gemeinde übernommen hatte, hielt er auch in Wilhelmshuld Gottesdienste. Nun faßte man bei der Kirchenleitung den Plan, in Wilhelmshuld eine Kirche zunächst als Filiale von Karthaus zu errichten und legte ab September für Wilhelmshuld sogar ein besonderes Kirchenbuch an. Diesem Plan hat sich mit Erfolg der Gutsbesitzer Hering in Mirchau widersetzt. Am 28. September 1859 schenkte er am Ostende des Dorfes Mirchau zwei Morgen 80 qm zur Pfarrei und weitere 100 qm zum Kirchplatz. Schon im Herbst des folgenden Jahres war der alsbald begonnene Bau der Kirche vollendet, die am 7. November 1860 durch den Generalsuperintendenten O. Moll aus Königsberg eingeweiht wurde. Der größte Teil der Baukosten wurde aus Mitteln des Gustav-Adolf-Vereins bestritten.

Zu dem 1861 in seinen Grenzen festgesetzten Kirchspiel gehörten außer Mirchau die Ortschaften Bontsch, Bontscherhütte, Bor, Bukowo, Czonken, Glusino, Kobillas, Kositzkau, Lonsk, Miechutschin, Miechutschiner Gesträuch, Mettkau, Miloschewo, Forsthaus Olschewoblott, Röskau, Sianowo, Sianowskahütte, Stanischewo, Starahutta, Strissabuda, Schoppa, Wilhelmshuld und Zeschin mit 928 Evangelischen.

Dies neue Kirchspiel wurde zunächst weiterhin von Karthaus aus betreut. Erst am 22. März 1863 erhielt es mit Pfarrverweser Johann Lingenberg den eigenen Geistlichen. Während seiner Amtszeit (1863-68) wurde 1864 das Pfarrhaus erbaut. Am 25. Oktober 1870 folgte die definitive Errichtung des Kirchspiels. Lingenbergs Nachfolger waren: bis 1883 Pfarrer Hermann Freitag, 1884-93 Döring, vom 28. Mai bis 1. Juli 1894 Geschke, 1894-1903 Wirth, 1903-15 Ernst Stümcke, 1916-23 Konrad Eccius. Danach wurde die Pfarrstelle Mirchau wieder von Karthaus aus verwaltet. Als evangelische Lehrer und Organisten waren hier tätig: 1863-66 Blumenthal, 1866-70 Witte, 1870-72 Klein, 1872-78 Villbrandt, 1878-1903 Struck, 1903-20 Marquardt.

Die Zahl der Evangelischen ist durch Abwanderung bis zum Jahre 1900 auf 670 Personen zurückgegangen, 1910 waren es noch 580, um 1938 nur noch rund 200 Seelen. 

Auf evangelischer Seite bestanden Beziehungen zu Rheinfeld. In der Zeit von 1683 bis 1693 ist als Taufzeuge genannt: Der wohlgeborene Johann Georg Prebbentau, Sr. Königl. Majestät zu Polen Starost auf Myrrachau. Der Erbherr von Rheinfeld Ernst Eduard Bartsch v. Demuth wird gelegentlich einer Taufeintragung als Myrrchauscher Landgerichtsassessor bezeichnet.

1859 war der Bau eines evangelischen Bethauses in Wilhelmshuld geplant. Dem wiedersetzte sich aber der Gutsbesitzer Hering in Mirchau, der die Ansicht vertrat, dass das Gotteshaus in Mirchau gebaut werden sollte. Schon 1859 schenkte er 2 Morgen und 80 qm zur Bildung einer Pfarrei und 100 qm zum Kirchplatz am Ostende des Dorfes. Es wurde sofort mit dem Bau der Kirche begonnen; sie wurde im Herbst 1860 vollendet und bald darauf eingeweiht. Zum Kirchspiel gehörten: Bontsch, Bontscherhütte, Boor, Bukowo, Czeschonken, Glusino, Kobilass, Kositzkau, Lonsk, Miechutschin mit Oberhof, Mettkau, Mirchau, Niedermirchau, Nowahutta, Olschewoblott, Röskau, Sianowo, Sianowskahütte, Stanischewo, Starahutta, Schoppa, Wilhelmshuld, Zeschin und die Forsthäuser des Forstgutsbezirkes ausser Sierakowitz, Hagen und Wigodda, die zu Sierakowitz gehörten. 1864 wurde ein Pfarrhaus errichtet, und 1870 wurde die Kirche eingeweiht.
Als Geistliche waren hier tätig: 

Pfarrverweser Johann Lingenberg 1863 - 68 Hermann Freitag  1868 - 83 Döring 1884 - 93 Geschke 1894 Wirth 1894 - 1903 Ernst Stümcke  1903 - 15 Konrad Eccius 1916 - 23

Gesamtansicht (209 KB)

Hier ein Photo, das ich während meiner ersten Polen-Reise im August 2000 gemacht habe. Ein Klick auf das Photo öffnet es in höherer Auflösung.

Seitdem wurde die Pfarrstelle von Karthaus aus verwaltet. Die Seelenzahl betrug 1861: 928, 1900: 670, 1910: 580, 1930 nur noch 200. Der Kirchenvorstand setzte sich in dieser Zeit zusammen aus:
Mühlenbesitzer Mickley, Besitzer Wiebe, Besitzer Kownatzki und Besitzer Breitreiter. (Nach P. Lau, Kirchenchronik des Kirchenkreises Karthaus-Kartuzy. 1938)

Im Jahre 1890 hatte Mirchau 1 Geistlichen und 1.169 Seelen, 27 Orte waren eingepfarrt.

Im Jahre 1937 hatte Mirchau keinen Geistlichen und 212 Seelen, 7 Orte waren eingepfarrt.